Jugend & Psyche

Ratgeber zu ➡️ Jugend & Psyche
Die Jugend ist eine prägende Phase, in der sich die Psyche dynamisch entwickelt. Sie ist geprägt von intensiven Emotionen, wachsendem Bewusstsein und der Suche nach Identität. In dieser Zeit formen sich grundlegende Werte und Überzeugungen, die das spätere Leben maßgeblich beeinflussen. Die Psyche der Jugend ist besonders sensibel gegenüber äußeren Einflüssen wie sozialen Beziehungen, kulturellen Normen und technologischen Veränderungen. Gleichzeitig bietet sie eine außergewöhnliche Flexibilität, die es ermöglicht, Herausforderungen kreativ zu bewältigen und persönliche Stärke zu entwickeln. Die Balance zwischen Selbstentfaltung und Anpassung an gesellschaftliche Erwartungen spielt eine entscheidende Rolle in der Entwicklung eines stabilen Selbstbildes. Jugend ist somit ein komplexer Prozess der mentalen und emotionalen Reifung.
„Man ist nicht das, was man ist, sondern das, was man aus sich macht.“ - Jean-Paul Sartre
Dieses Zitat betont die transformative Kraft, die besonders in der Jugendzeit eine zentrale Rolle spielt. Es verweist auf die Freiheit und Verantwortung, die jeder hat, um seine Identität aktiv zu gestalten – ein Schlüsselthema in der Entwicklung der Psyche.
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Zahlen und Fakten
Die Statista Auswertung zeigt uns dramatische Zahlen: Auf die Frage, ob sie aktuell psychische Belastungen erleben, antworteten zwischen Januar und Februar 2024 deutschlandweit 51% der befragten Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit "ja", sie litten derzeit unter Stress. Dies verdeutlicht, wie stark psychische Belastungen Jugendlicher und junger Erwachsener zunehmen und welche wichtige Rolle das Thema für ihre Generation spielt.
Ursachen psychischer Probleme bei Jugendlichen
- Pubertät
Die hormonellen Veränderungen in der Pubertät können emotionale Instabilität, Unsicherheit und Selbstzweifel auslösen. Diese Phase ist oft geprägt von der Suche nach Identität und einem erhöhten Konfliktpotenzial im Alltag. - Schule
Leistungsdruck, Prüfungsangst und der hohe Erwartungsdruck von Lehrkräften oder Eltern können bei Jugendlichen erheblichen Stress verursachen. Fehlende Unterstützung oder ein schlechtes Schulklima verstärken diese Belastung. - Eltern und Familie
Konflikte innerhalb der Familie, Trennungen oder das Gefühl von Vernachlässigung können Jugendliche emotional stark belasten. Ein überkritischer Erziehungsstil oder unrealistische Erwartungen erhöhen den Druck zusätzlich. - Soziale Medien
Vergleiche mit vermeintlich perfekten Leben in sozialen Netzwerken fördern Selbstzweifel und ein negatives Selbstbild. Gleichzeitig können Cybermobbing und ständige Erreichbarkeit zu einer Überforderung führen. Wichtig hier auch unser Ratgeber Soziale Netzwerke. - Mobbing
Mobbing in der Schule oder online hinterlässt oft tiefgreifende psychische Narben. Das Gefühl der Isolation und Hilflosigkeit kann zu Angststörungen und Depressionen führen. Tolle Infos findest du in unserem Ratgeber Mobbing an Schulen. - Studium oder Ausbildung
Der Übergang ins Berufsleben oder der Beginn eines Studiums bringt oft Unsicherheiten und Existenzängste mit sich. Überfordernde Anforderungen und fehlende Balance zwischen Arbeit und Freizeit können psychische Probleme verstärken. - Zukunftsängste
Globale Herausforderungen wie der Klimawandel, Wirtschaftskrisen und politische Unsicherheiten führen bei vielen Jugendlichen zu Sorgen um ihre persönliche und berufliche Zukunft, ebenso wie finanzielle Sorgen. Dies beeinträchtigt oft ihre Lebensfreude und psychische Stabilität. - Freundeskreis
Schwierige soziale Dynamiken oder das Gefühl, nicht dazuzugehören, können das Selbstwertgefühl beeinträchtigen. Der Wunsch nach Akzeptanz kann zu Anpassungsdruck und emotionaler Überforderung führen. - Perfektionismus
Der innere Drang, in allen Lebensbereichen perfekt zu sein, setzt viele Jugendliche unter dauerhaften Stress. Das ständige Streben nach Höchstleistungen führt oft zu Erschöpfung und Unzufriedenheit. -
Traumatische Erlebnisse
Missbrauch, Verlust eines geliebten Menschen oder Unfälle können tiefgreifende seelische Wunden hinterlassen. Ohne professionelle Hilfe können diese Erlebnisse zu langfristigen psychischen Störungen führen.

Generation Corona
Kontaktbeschränkungen, geschlossene Schulen und Ausgangssperren – ab März 2020 wurde dies für viele Jugendliche Realität. Hinzu kam der hohe gesellschaftliche Druck, sich gegen Corona impfen zu lassen. Viele junge Menschen fühlten sich „gezwungen“, sich gegen ihre Überzeugung impfen zu lassen, da sie sonst von zentralen Lebensbereichen ausgeschlossen wurden – etwa von der Schule, der Universität, Freizeitaktivitäten oder sozialen Kontakten. Dieser Druck belastete nicht selten auch das familiäre Umfeld.
Die psychischen Folgen der Pandemie sind bis heute spürbar, insbesondere bei jungen Menschen. Laut Stephan Bender, Leiter der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Uniklinik Köln, ist das Stresslevel in dieser Altersgruppe weiterhin stark erhöht. Obwohl auch andere Faktoren wie der Ukraine-Krieg und der Klimawandel eine wichtige Rolle spielen, bleibt Corona nach Einschätzung von Expertinnen und Experten eine zentrale Ursache. Studien und ärztliche Berichte zeigen, dass sich das Stressniveau seit der Pandemie deutlich gegen früher stabilisiert hat.
Die langfristigen Folgen zeigen sich auch in einem Anstieg psychischer Erkrankungen. Der DAK-Kinder- und Jugendreport von Ende 2023 dokumentiert vor allem erhöhte Raten von Essstörungen, Angststörungen und Depressionen. So erkrankten 2022 beispielsweise 51% mehr Mädchen an Essstörungen im Vergleich zu 2019. Obwohl die Zahlen langsam zurückgehen, liegen sie weiterhin über dem Niveau vor der Krise. Ähnlich verhält es sich bei Angststörungen und Depressionen, deren Diagnoseraten insbesondere bei Mädchen zwischen 15 und 17 Jahren deutlich gestiegen sind.
„Die Pandemie wirkt nach“, betont Univ.-Prof. Dr. Bender– und ihre psychischen Auswirkungen bleiben eine Herausforderung für die Gesellschaft.
Herausforderungen auch ohne die Pandemie
Doch auch unabhängig von der Corona-Pandemie ist das Leben für Jugendliche nicht leicht. Laut der Jugendstudie 2022 der Bertelsmann Stiftung leiden etwa 40 Prozent der Jugendlichen regelmäßig unter Stress, ausgelöst durch Schule, Leistungsdruck oder soziale Erwartungen. Fast ein Drittel berichtet, sich oft erschöpft und überfordert zu fühlen.
Besonders soziale Medien verstärken den Druck. Rund 70% der Jugendlichen geben an, sich durch Vergleiche mit anderen in sozialen Netzwerken schlecht zu fühlen. Cybermobbing ist ebenfalls ein wachsendes Problem: Eine Studie der Techniker Krankenkasse zeigt, dass etwa 14% der Jugendlichen bereits Opfer von Mobbing im Internet wurden.
Auch Zukunftsängste belasten die junge Generation zunehmend. Der Jugendbericht 2023 des Deutschen Jugendinstituts fand heraus, dass 60 Prozent der Jugendlichen unsicher sind, ob sie später eine stabile berufliche Existenz aufbauen können. Globalen Krisen – Klimawandel, Krieg und wirtschaftliche Unsicherheit – verstärken diese Sorgen.
Kriege, Klimakrise und Leistungsdruck in der Schule bereiten vielen Schülern in Deutschland häufig Sorgen. Das zeigt das Deutsche Schulbarometer 2024 der Robert Bosch Stiftung: Laut der Erhebung zwischen April und Mai 2024 durchgeführt wurde, machte sich mehr als ein 39 Prozent der Befragten in letzter Zeit oft oder sehr oft Gedanken über die Kriege in der Welt, wie etwa in der Ukraine, Syrien oder in Israel und Gaza.
Zusammengefasst sind psychische Belastungen bei Jugendlichen ein vielschichtiges Problem, das durch die Pandemie zwar verschärft wurde, aber auch unabhängig davon tief verwurzelt ist. Unterstützung und Prävention bleiben daher essenziell.
Tipp: Lies hierzu unseren Ratgeber Jugend!

Was können Eltern tun, wenn ihr Kind psychische Probleme hat?
Wenn ein Kind psychische Probleme zeigt, ist es für Eltern wichtig, frühzeitig und einfühlsam zu reagieren. Hier sind einige konkrete Schritte, die helfen können:
- Offen kommunizieren
Eltern sollten einfühlsam und ohne Druck das Gespräch suchen. Das Kind sollte sich sicher fühlen, über seine Gefühle und Probleme zu sprechen, ohne Angst vor Verurteilung oder Belehrung. - Zuhören statt bewerten
Ein offenes Ohr zu haben und die Sorgen ernst zu nehmen, ist essenziell. Es geht darum, Verständnis zu zeigen und keine vorschnellen Lösungen anzubieten. - Stressoren erkennen
Eltern können helfen, die Ursachen der Probleme zu identifizieren – sei es Schulstress, Konflikte mit Freunden oder andere Belastungen. Ein gemeinsames Verständnis schafft eine Basis für Lösungen. - Stabile Routinen schaffen
Ein strukturierter Alltag mit klaren Routinen gibt dem Kind Sicherheit. Regelmäßige Schlafenszeiten, gesunde Ernährung und Bewegung fördern das Wohlbefinden. - Vorbildfunktion wahrnehmen
Eltern sollten selbst achtsam mit Stress und Konflikten umgehen. Kinder lernen viel durch Beobachtung und profitieren von einem ruhigen, stabilen Umfeld. - Den Druck reduzieren
Überhöhte Erwartungen können die Situation verschärfen. Eltern sollten ihr Kind bestärken, anstatt es mit Anforderungen oder Vergleichen weiter zu belasten. - Soziale Unterstützung fördern
Der Kontakt zu Freunden und anderen Vertrauenspersonen ist wichtig. Eltern können ihr Kind ermutigen, soziale Beziehungen zu pflegen und über Probleme auch mit anderen zu sprechen. - Professionelle Hilfe annehmen
Wenn die Probleme anhalten oder sich verschlimmern, sollten Eltern nicht zögern, fachliche Unterstützung zu suchen. Gespräche mit Kinderärzten, Psychologen oder Jugendberatern können helfen, die Situation zu bewerten und geeignete Therapien einzuleiten. - Geduld zeigen
Die Lösung psychischer Probleme braucht Zeit. Eltern sollten geduldig bleiben und ihrem Kind signalisieren, dass sie in jeder Phase Unterstützung bieten.
Psychische Probleme sind ernstzunehmen, doch mit Verständnis und professioneller Unterstützung können Eltern ihrem Kind helfen, gestärkt aus einer schwierigen Phase hervorzugehen.
Anlaufstellen bei psychischen Problemen
- Hausarzt oder Kinderarzt
Der erste Ansprechpartner kann der Haus- oder Kinderarzt sein. Er kann eine erste Einschätzung vornehmen und gegebenenfalls Überweisungen an Fachärzte oder Therapeuten ausstellen. - Psychotherapeuten
Psychotherapeuten, die auf Kinder und Jugendliche spezialisiert sind, können Gesprächstherapie, Verhaltenstherapie oder Traumatherapie anbieten. - Erziehungsberatungsstellen
Staatliche oder kirchliche Beratungsstellen bieten kostenfreie Unterstützung für Familien in schwierigen Situationen. Sie helfen bei Konflikten, Stressbewältigung oder psychischen Belastungen. - Schulpsychologen
In vielen Schulen stehen Schulpsychologen zur Verfügung, die bei Problemen wie Leistungsdruck, Mobbing oder emotionalen Belastungen helfen können. - Sozialpädagogische Dienste
Jugendämter und Sozialarbeiter bieten Unterstützung bei familiären Konflikten oder anderen Belastungssituationen. - Selbsthilfegruppen
Selbsthilfegruppen für Jugendliche mit psychischen Problemen oder für Eltern von betroffenen Kindern schaffen einen Austausch mit anderen Betroffenen und bieten wertvolle Tipps und Unterstützung. - Kinder- und Jugendtelefone (Nummer gegen Kummer)
Das Kinder- und Jugendtelefon (116 111) bietet vertrauliche und kostenfreie Beratung für Jugendliche. Eltern können sich an das Elterntelefon (0800 111 0 550) wenden. - Online-Beratungsstellen
Es gibt zahlreiche Online-Angebote, wie die Plattform Jugendnotmail oder krisenchat.de, bei denen Jugendliche anonym und rund um die Uhr Hilfe erhalten können. - Krisenhotlines
Bei akuten Notfällen können sich Jugendliche und Eltern an Krisenhotlines wie die Telefonseelsorge (0800 111 0 111) oder den psychiatrischen Notdienst in ihrer Region wenden. - Kinder- und Jugendpsychiatrie
Spezialisierte Abteilungen in Kliniken oder niedergelassene Fachärzte für Kinder- und Jugendpsychiatrie bieten professionelle Diagnostik und Therapie.
Die frühzeitige Inanspruchnahme solcher Angebote kann entscheidend sein, um schnelle und wirkungsvolle Hilfe zu erhalten. Eltern und Jugendliche sollten sich nicht scheuen, diese Unterstützung in Anspruch zu nehmen.

Unser Wunsch für die Jugend
Jugendliche stehen heute vor großen Herausforderungen. Die stetige Anpassung an die Anforderungen der Schule, der sozialen Medien und der Gesellschaft kann zu enormem Stress führen. Hinzu kommen globale Ängste, wie der Klimawandel oder Kriege, die die psychische Gesundheit belasten. Doch trotz dieser Schwierigkeiten ist es wichtig zu wissen, dass niemand alleine damit umgehen muss. Gemeinsam mit der Familie, Freunden und professionellen Helfern können Lösungen gefunden werden, um diese belastende Zeit zu überwinden. Unterstützung ist entscheidend – sei es durch Gespräche, professionelle Hilfe oder die Teilnahme an Selbsthilfegruppen. Wenn Jugendliche wissen, dass sie auf ein starkes Netzwerk zählen können, sind sie besser in der Lage, gestärkt aus schwierigen Phasen hervorzugehen und ihre psychische Gesundheit zu bewahren.
Autorin: Jasmin, 22.11.24 - Artikel lizenziert unter CC BY-NC-ND 4.0
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- Irrsinnig menschlich e.V. - psychisch fit
- Achtung Kinderseele - Thema: Psychische Erkrankungen
- "Seele trifft auf Schule“ – Informationen für Schüler, Lehrer und Eltern - Robert-Enke-Stiftung
- Aktionsbündnis Seelische Gesundheit
- Eckhard Busch Stiftung - Redseelig (Podcast)
- Eckhard Busch Stiftung
- Redselig - Podcast
- Dachverband Gemeindepsychiatrie - DVGP
- Psychische Erkrankungen - Achtung Kinderseele
- 147 Raz auf Draht
- Ambulatorium „Am Ball“ - Land Salzburg
- Psychische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen - Pausenlos gesund
- Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie - Wikipedia
- Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie
- Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie - DGKJP
- Berufsverband für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie in Deutschland - BKJPP
- Leitlinien der DGKJP - AWMF
- 147 Rat auf Draht (Ö) - Beratung für Kinder und Jugendliche
- Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie - Wikipedia
- Irrsinnig Menschlich e.V.
- Rat auf Draht - Elternseite (Ö)
- Kindernotfruf - Verein Lichtblick (Ö)
- Schulpsychologie - Bildungsberatung (Ö)
- Kinder- und Jugendanwaltschaften Österreichs - KIJA
- Jugendliche in Österreich fühlen sich ohnmächtig: "Verlieren Hoffnung, weil wir nichts verändern können" - SN 10.04.25
- Junge Menschen im Kampf gegen Gewalt: Beratungszahlen steigen massiv - WienerBezirksBlatt 02.02.25
- So steht es um die Psyche junger Menschen - tagesschau 04.12.24
- Borderline bei Kindern und Jugendlichen - Redseelig 05.06.24
- “Es is normal - verschieden zu sein!” Aktuelle Arbeitsformen und Beispiele zur Anti-Stigma Arbeit (2019) *.pdf