Jugend & Digitalisierung

Ratgeber zu ➡️ Jugend & Digitalisierung
Die Digitalisierung hat die Lebenswelten junger Menschen grundlegend verändert. Sie beeinflusst nicht nur ihre Kommunikation und soziale Interaktion, sondern auch den Zugang zu Informationen, Bildung und Unterhaltung. Dabei eröffnen sich sowohl Chancen als auch Herausforderungen, die ihre persönliche Entwicklung und gesellschaftliche Teilhabe prägen. In einer zunehmend digitalisierten Welt kommt der Fähigkeit, sich souverän und reflektiert in digitalen Räumen zu bewegen, eine besondere Bedeutung zu. Junge Menschen stehen vor der Aufgabe, diese neuen Technologien nicht nur zu nutzen, sondern sie auch kritisch zu hinterfragen und verantwortungsvoll einzusetzen.
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"Die Digitalisierung ist nicht die Zukunft, sondern die Gegenwart." – Unbekannt

Mediennutzung von Jugendlichen
Jugendliche nutzen immer mehr digitale Medien, was ihre tägliche Lebensgestaltung stark prägt. Laut der JIM-Studie 2023 verwenden 98 Prozent der befragten Jugendlichen täglich oder mehrmals pro Woche ein Smartphone. Auch das Internet spielt eine zentrale Rolle: 95 Prozent der 12- bis 19-Jährigen greifen regelmäßig darauf zu, unabhängig von der Plattform oder dem Verbreitungsweg. Während Zeitschriften nur 13 Prozent der Jugendlichen täglich oder mehrmals pro Woche erreichen, liegt der Anteil bei digitalen Versionen dieser Medien bei etwa zehn Prozent.
Die Nutzung des Internets durch Jugendliche ist vielseitig. So gaben 94 Prozent an, täglich oder mehrmals pro Woche WhatsApp zu verwenden, während 62 Prozent auf Instagram und 59 Prozent auf TikTok aktiv sind.
Vergleicht man diese Zahlen mit der allgemeinen deutschen Bevölkerung, zeigt sich ein Anstieg der täglichen Nutzungsdauer des Internets von durchschnittlich 99 Minuten im Jahr 2019 auf 139 Minuten im Jahr 2023. Diese umfasst verschiedene Aktivitäten wie das Ansehen von Videos, die Nutzung von Musikstreaming-Diensten, Social Media und das Lesen von digitalen Zeitungen und Zeitschriften.
Digitale Medien immer früher
Kinder und Jugendliche nutzen digitale Medien immer früher. Laut der KIM-Studie 2022 besitzen bereits 75 Prozent der 6- bis 13-Jährigen ein eigenes Smartphone. Zudem nutzen 44 Prozent dieser Altersgruppe regelmäßig das Internet. Besonders im Vorschulalter zeigt sich ein wachsender Trend: Schon 55 Prozent der 3- bis 5-Jährigen nutzen gelegentlich digitale Geräte, vor allem Tablets oder Smartphones.
Diese frühe Nutzung birgt Herausforderungen, insbesondere im Hinblick auf den Medienkonsum und die kindliche Entwicklung. Der Zugang zu altersgerechten Inhalten und eine bewusste Mediennutzung sind dabei entscheidend. Eltern spielen eine wichtige Rolle, indem sie den Medienkonsum begleiten und zeitliche Begrenzungen setzen, um negative Auswirkungen zu minimieren.

Gesundheitliche Auswirkungen
Exzessive Mediennutzung bei Kindern und Jugendlichen kann erhebliche gesundheitliche Auswirkungen haben. Studien zeigen, dass eine tägliche Bildschirmzeit von mehr als zwei Stunden das Risiko von Schlafstörungen, Übergewicht und Konzentrationsschwächen erhöht. Laut einer Untersuchung der WHO verbringen 80 Prozent der 11- bis 17-Jährigen weltweit mehr als die empfohlenen zwei Stunden pro Tag vor Bildschirmen. In Deutschland berichtete die BLIKK-Medien-Studie, dass 70 Prozent der Kinder, die mehr als eine Stunde pro Tag vor Bildschirmen verbringen, motorische Defizite aufweisen.
Auch die psychische Gesundheit ist betroffen: Eine britische Studie fand heraus, dass Jugendliche, die mehr als drei Stunden täglich in sozialen Medien verbringen, ein um 60 Prozent höheres Risiko für Depressionen und Angststörungen haben. Angemessene Medienzeiten und Pausen sind daher entscheidend, um langfristige gesundheitliche Schäden zu vermeiden. Lies hierzu auch unseren Ratgeber zu Kinder & Gesundheit.
Ein weiterer Nachteil der zunehmenden Digitalisierung in der Schule und im Alltag ist die Zunahme von Sprachdefiziten bei Kindern und Jugendlichen. Durch den häufigen Einsatz digitaler Medien und die damit verbundene Abnahme mündlicher Kommunikation im direkten Austausch werden sprachliche Fähigkeiten seltener trainiert. Dies betrifft vor allem Wortschatz, Ausdrucksfähigkeit und Grammatik. Untersuchungen zeigen, dass vermehrte Bildschirmnutzung, besonders durch kurze, textbasierte Kommunikationsformen wie Chats und soziale Medien, zu einer oberflächlichen Sprachverwendung führen kann. Kinder und Jugendliche, die viel Zeit mit digitalen Medien verbringen, haben oft Schwierigkeiten, komplexe Sätze zu bilden oder sich präzise auszudrücken. Der persönliche Austausch, wie er in Gesprächen, Diskussionen oder beim Vorlesen stattfindet, ist entscheidend für die sprachliche Entwicklung und sollte nicht vernachlässigt werden.

Digital Detox
Eine digitale Auszeit ist für Menschen jeden Alters von großem Vorteil. In einer Zeit, in der digitale Medien allgegenwärtig sind, hilft eine bewusste Auszeit von Bildschirmen, die mentale Gesundheit zu stärken. Für Kinder und Jugendliche kann ein solcher Abstand die Konzentration und Kreativität fördern, während Erwachsene die Möglichkeit erhalten, Stress abzubauen und soziale Kontakte im realen Leben zu vertiefen. Studien zeigen, dass bereits kurze Pausen von digitalen Geräten die Schlafqualität verbessern und das allgemeine Wohlbefinden steigern können. Darüber hinaus ermöglicht Digital Detox, die Natur zu erleben, Hobbys nachzugehen und Zeit mit Familie und Freunden zu verbringen. Diese Entschleunigung unterstützt eine ausgewogene Lebensweise und fördert die persönliche Entwicklung.

Digitalisierung in der Schule
Die Digitalisierung in der Schule bringt zahlreiche Chancen, aber auch Herausforderungen mit sich. Zu den Vorteilen gehört der verbesserte Zugang zu Informationen und Lernmaterialien. Digitale Tools fördern individuelles Lernen, indem sie den Schülern ermöglichen, in ihrem eigenen Tempo zu arbeiten. Interaktive Lernmethoden wie LernApps oder virtuelle Klassenzimmer steigern die Motivation und das Engagement der Schüler. Zudem bereitet der Einsatz digitaler Medien im Unterricht die Schüler auf die zunehmend digitalisierte Arbeitswelt vor.
Allerdings gibt es auch Nachteile. Viele Schulen sind technisch unzureichend ausgestattet, und Lehrer sind oft nicht ausreichend geschult im Umgang mit digitalen Medien. Dies führt zu Ungleichheiten zwischen Schülern, die von diesen Ressourcen profitieren, und denen, die aufgrund mangelnder Infrastruktur oder Unterstützung zurückbleiben. Zudem kann der vermehrte Einsatz von Bildschirmen zu Konzentrationsproblemen und einer Abnahme sozialer Interaktion führen. Ein ausgewogener Einsatz der Digitalisierung ist daher wichtig.
Digitale Chancengleichheit
Digitale Chancengleichheit bei Kindern und Jugendlichen ist ein zentraler Aspekt der Bildungsgerechtigkeit im digitalen Zeitalter. Sie bedeutet, dass alle jungen Menschen, unabhängig von sozialem Hintergrund, gleichen Zugang zu digitalen Ressourcen, Lerninhalten und Technologien haben sollten. Derzeit bestehen jedoch deutliche Unterschiede: Kinder aus einkommensschwächeren Familien haben oft keinen ausreichenden Zugang zu Computern, Tablets oder stabilem Internet. Dies beeinträchtigt ihre Lernmöglichkeiten und verstärkt soziale Ungleichheiten. Gleichzeitig fehlt es in manchen Regionen an der nötigen Infrastruktur, um digitale Bildung flächendeckend zu gewährleisten.
Auch die digitale Kompetenz der Lehrkräfte spielt eine Rolle, denn nicht alle Schulen sind gleichermaßen in der Lage, zeitgemäßen digitalen Unterricht anzubieten. Um digitale Chancengleichheit zu erreichen, sind Investitionen in Geräte, Schulungen und flächendeckendes Internet essenziell.

Chancen und Risiken abwägen
Aufwachsen in einer digitalen Welt bietet Kindern und Jugendlichen zahlreiche Chancen, birgt jedoch auch Risiken. Der Zugang zu digitalen Medien fördert Kreativität, Wissensaneignung und soziale Vernetzung. Zudem bereiten digitale Kompetenzen junge Menschen auf die Arbeitswelt von morgen vor. Doch es gibt auch Herausforderungen: Übermäßiger Medienkonsum kann zu gesundheitlichen Problemen wie Schlafstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten und Sprachdefiziten führen. Auch die Gefahr von Cybermobbing, Datenmissbrauch und die Konfrontation mit ungeeigneten Inhalten sind reale Risiken.
Die Aufgabe der Eltern ist es, eine Balance zu finden. Sie sollten den Medienkonsum ihrer Kinder bewusst begleiten, altersgerechte Inhalte wählen und zeitliche Begrenzungen setzen. Gleichzeitig ist es wichtig, alternative Aktivitäten zu fördern, die soziale Interaktion, Bewegung und kreative Entfaltung unterstützen. Nur durch gezielte Erziehung können Kinder die digitalen Möglichkeiten sinnvoll und sicher nutzen.
Autorin: Jasmin, 23.10.24 - Artikel lizenziert unter CC BY-NC-ND 4.0
Für mehr Infos lies unten weiter ⬇️
- Statistiken zur Mediennutzung von Jugendlichen - statista
- Bericht: Wertewandel in der Jugend und anderen gesellschaftlichen Gruppen durch Digitalisierung - BMFSFJ
- Digitalisierung & Gesundheit von Kindern und Jugendlichen - give
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