Jugend & Pubertät
Ratgeber zu ➡️ Jugend & Pubertät
Jugend und Pubertät sind prägende Lebensphasen, die durch tiefgreifende körperliche, psychische und soziale Veränderungen gekennzeichnet sind. Sie beginnen meist im Alter von 9 bis 14 Jahren und dauern bis zum 20. Lebensjahr.
In dieser Zeit durchläuft der Körper signifikante Entwicklungen, wie das Wachstum der sekundären Geschlechtsmerkmale und einen sprunghaften Anstieg der Hormonproduktion, insbesondere von Östrogen und Testosteron. Psychologisch zeigt sich eine zunehmende Suche nach Identität und Unabhängigkeit, begleitet von emotionalen Schwankungen. Das Gehirn entwickelt sich weiterhin, vor allem im präfrontalen Cortex, der für Entscheidungsfindung und Impulskontrolle zuständig ist. Soziale Beziehungen gewinnen an Bedeutung, während das Bedürfnis nach Akzeptanz und Zugehörigkeit wächst. Diese Phase legt die Grundlage für das spätere Erwachsenenleben.
"Jugend ist die Zeit, in der man alles darf, aber nichts kann; Pubertät ist die Phase, in der man alles will, aber nichts darf." – Anonym
Es unterstreicht, wie wichtig die Phase der Jugend ist, um Erfahrungen zu sammeln und sich persönlich zu entwickeln, während das Alter diese Erkenntnisse in die Praxis umsetzt. - Tolle Tipps findest du auch in unserem ➡️ Jugend Ratgeber. Auf unserer Partnerseite Better World Info findest du viele hilfreiche englische Links zum Thema.
Veränderungen in der Pubertät
Körperliche Veränderungen
- Wachstumsschub: Rasches Längenwachstum und Zunahme der Körpergröße.
- Entwicklung der Geschlechtsmerkmale:
- Primäre Geschlechtsmerkmale: Reifung der Geschlechtsorgane (z. B. Hoden, Eierstöcke).
- Sekundäre Geschlechtsmerkmale: Brustentwicklung, Körperbehaarung, Stimmbruch bei Jungen.
- Hautveränderungen: Zunahme der Talgproduktion, oft verbunden mit Akne.
- Veränderung der Körperzusammensetzung: Zunahme von Muskelmasse (vor allem bei Jungen) oder Fettanteil (bei Mädchen).
Hormonelle Veränderungen
- Hormonanstieg: Produktion von Sexualhormonen wie Testosteron (Jungen) und Östrogen/Progesteron (Mädchen).
- Regelblutung (bei Mädchen) und erster Samenerguss (bei Jungen) als Zeichen der Geschlechtsreife.
Emotionale Veränderungen
- Stimmungsschwankungen: Durch hormonelle Umstellungen.
- Suche nach Identität: Auseinandersetzung mit der eigenen Rolle und Persönlichkeit.
- Bedürfnis nach Unabhängigkeit: Konflikte mit Eltern und Autoritätspersonen.
Soziale Veränderungen
- Soziale Beziehungen: Mehr Orientierung an Gleichaltrigen (Peers).
- Beginnende Partnerschaften: Interesse an romantischen und sexuellen Beziehungen.
- Hinterfragen von Normen und Regeln: Entwicklung eines eigenen Wertesystems.
Mögliche Probleme während der Pubertät
Körperliche Veränderungen und Selbstbild
- Körperliche Unsicherheit: Viele Jugendliche fühlen sich unsicher wegen Akne, Gewichtszunahme oder Körpergeruch. Studien zeigen, dass etwa 70-90 % aller Jugendlichen irgendwann an Akne leiden.
- Essstörungen: In Deutschland zeigen etwa 33 % der Mädchen und 12 % der Jungen im Alter von 14 bis 17 Jahren Symptome einer Essstörung. Diese können Magersucht (Anorexie), Bulimie oder Binge-Eating umfassen (z. B. Magersucht oder Bulimie) oder auch Übergewicht.
Psychische Belastungen
- Stimmungsschwankungen: Hormone führen oft zu Gereiztheit, Wutausbrüchen oder Niedergeschlagenheit.
- Depressionen: Laut WHO leiden 3-8 % der Jugendlichen weltweit an klinisch relevanten Depressionen.
- Angststörungen: Diese treten bei 10 % der Jugendlichen auf.
- Hilfreiche Infos findest du im Ratgeber ➡️ Jugend & Psyche!
Schulischer Druck und Leistungsstress
- Viele Jugendliche fühlen sich durch schulische Anforderungen überfordert. In Deutschland geben etwa 50 % der Schüler an, unter Stress zu stehen, vor allem durch Prüfungen und Notendruck.
Sozialer Druck und Konflikte
- Mobbing: Etwa 18 % der Jugendlichen in Deutschland sind laut JIM-Studie (Jugend, Information, Medien) regelmäßig von Mobbing betroffen, online oder offline.
- Freundschaften und Gruppenzwang: Die Suche nach Akzeptanz kann dazu führen, dass Jugendliche riskante Verhaltensweisen annehmen, z. B. Rauchen oder Alkohol trinken. 60 % der 14- bis 17-Jährigen haben Erfahrungen mit Alkohol, und 15 % rauchen regelmäßig.
- Passende Infos findest du unter Mobbing an Schulen!
Identitätsfindung und Sexualität
- Sexuelle Orientierung: Viele Jugendliche beginnen, ihre Geschlechts-Orientierung und -Identität zu hinterfragen. Etwa 10 % der Jugendlichen identifizieren sich nicht mit der traditionelle Geschlechter- und Beziehungsvorstellungen.
- Ungewollte Schwangerschaften: Trotz Aufklärung werden in Deutschland jährlich etwa 10.000 Mädchen unter 18 Jahren schwanger.
Familiäre Konflikte
- Der Wunsch nach Autonomie führt häufig zu Spannungen in der Familie. Studien zeigen, dass 80 % der Familien in der Pubertätsphase ihrer Kinder Konflikte erleben, vor allem über Themen wie Freiheit, Schulverhalten und Hobbys.
Risiko- und Suchtverhalten
- Alkoholkonsum: Laut BZgA trinken etwa 30 % der Jugendlichen unter 16 Jahren regelmäßig Alkohol.
- Drogenkonsum: Rund 6 % der Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren haben bereits Erfahrungen mit Cannabis gemacht.
- Nikotinkonsum: Etwa 7 % der Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren rauchen regelmäßig, obwohl der Trend zum Rauchen seit Jahren rückläufig ist.
-
Soziale Medien und Gaming: Eine zunehmende Zahl von Jugendlichen zeigt problematische Nutzungsgewohnheiten in Bezug auf soziale Medien und Videospiele, wobei 9 % der Jugendlichen in Deutschland angibt, mehr als vier Stunden täglich mit Online-Gaming oder sozialen Netzwerken zu verbringen, was oft mit negativen Auswirkungen auf ihre sozialen Beziehungen und schulische Leistungen einhergeht.
Beratungsstellen für Eltern und Jugendliche
Allgemeine Beratungsstellen
- Jugendämter: Die Jugendämter in Städten und Gemeinden bieten Unterstützung bei familiären Konflikten, Erziehungsproblemen und anderen Herausforderungen.
- Caritas und Diakonie: Diese Organisationen bieten kostenlose Beratungen zu Themen wie Erziehung, Schule, Pubertätsproblemen und psychischen Belastungen.
Psychologische Beratung und Therapie
- Erziehungs- und Familienberatungsstellen: Viele Städte und Landkreise betreiben solche Stellen, die auf die Begleitung von Jugendlichen und Eltern spezialisiert sind.
- Website: bke.de - Bundeskonferenz für Erziehungsberatung
- Telefonseelsorge: Anonym und kostenlos unter 0800 111 0 111 oder 0800 111 0 222 erreichbar.
Spezialisierte Angebote für Jugendliche
- Nummer gegen Kummer:
- Kinder- und Jugendtelefon: 116 111 (kostenlos, anonym, Montag bis Samstag 14–20 Uhr).
- Elterntelefon: 0800 111 0550 (für Eltern, die Unterstützung suchen).
- Juuuport: Eine Online-Plattform, die sich speziell mit Problemen wie Cybermobbing, Stress in der Schule oder Liebeskummer auseinandersetzt.
Unterstützung bei psychischen Belastungen
- Krisentelefone und Notdienste:
- Krisendienst Psychiatrie: Regionale Anlaufstellen in Notfällen, z. B. Suizidgedanken oder akuten psychischen Krisen.
- Telefonnummern der psychiatrischen Versorgung findest du regional über das Internet.
- Therapieangebote: Psychotherapeuten mit Spezialisierung auf Jugendliche können über die Kassenärztliche Vereinigung gefunden werden. Website: psychotherapiesuche.de
Suchtberatung
- Sucht- und Drogenberatung: Anlaufstellen wie die DHS (Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen) helfen bei Alkohol-, Drogen- oder Medienproblemen.
- Alkohol- und Nikotinberatung: Spezialisierte Beratungsstellen wie die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) sowie örtliche Suchtberatungsstellen bieten Unterstützung für Jugendliche und Erwachsene, die Hilfe bei der Bewältigung von Alkohol- oder Nikotinabhängigkeit suchen. Auch anonymisierte Online-Beratung und -Selbsthilfegruppen bieten eine wichtige Anlaufstelle für Betroffene, um langfristige Unterstützung und Strategien zur Suchtbewältigung zu erhalten.
Aufklärung und Prävention
- pro familia: Beratung rund um Sexualität, Verhütung, und Schwangerschaft.
- Website: profamilia.de
- BZgA (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung): Viele Ressourcen und Telefonnummern für Jugendliche und Eltern.
Unterstützung für LGBTQ+-Jugendliche
- Queere Jugendzentren: Viele größere Städte bieten Treffpunkte und Beratung für queere Jugendliche.
- Lambda Bundesverband: Vernetzung und Beratung für LGBTQ+-Jugendliche.
- Tolle Tipps findest du auch in unserem Ratgeber zu LGBTQIA+.
Schulische Beratung
- Schulpsychologen: Viele Schulen haben Beratungsstellen, die Schülern bei Problemen mit Lehrern, Mitschülern oder Lernschwierigkeiten helfen können.
-
Vertrauenslehrer: Diese Lehrer stehen Schülern als erste Ansprechperson bei persönlichen Problemen zur Verfügung.
Wie kannst du dein Kind unterstützen
Kommunikation stärken
- Offen und geduldig zuhören: Zeige Interesse an den Gedanken und Gefühlen deines Kindes, ohne zu bewerten oder vorschnelle Ratschläge zu geben.
- Regelmäßige Gespräche: Finde Zeiten, in denen ihr ungestört reden könnt, z. B. beim Abendessen oder vor dem Schlafengehen.
- Nonverbale Kommunikation beachten: Körpersprache und Gestik können manchmal mehr ausdrücken als Worte. Sei einfühlsam und aufmerksam.
Akzeptanz und Verständnis zeigen
- Veränderungen akzeptieren: Verstehe, dass Stimmungsschwankungen, Rückzug oder rebellisches Verhalten normal sind und nicht gegen dich persönlich gerichtet sind.
- Individualität fördern: Respektiere die Meinungen, Interessen und Entscheidungen deines Kindes, auch wenn sie sich von deinen unterscheiden.
Klare Regeln und Grenzen setzen
- Konsequente Regeln: Klare Strukturen und Erwartungen geben Sicherheit, aber vermeide übermäßige Strenge.
- Flexibilität zeigen: Sei bereit, Regeln anzupassen, wenn dein Kind mehr Eigenverantwortung einfordert.
- Mitbestimmung erlauben: Beziehe dein Kind in Entscheidungen ein, um ihm Verantwortung zu vermitteln.
Selbstbewusstsein stärken
- Stärken betonen: Ermutige dein Kind, seine Talente und Interessen zu verfolgen, und lobe seine Anstrengungen, nicht nur die Ergebnisse.
- Negative Vergleiche vermeiden: Vergleiche mit Geschwistern, Freunden oder dir selbst in dem Alter können das Selbstwertgefühl deines Kindes schwächen.
Unterstützung bei sozialen Herausforderungen
- Freundschaften respektieren: Zeige Interesse an den sozialen Beziehungen deines Kindes, ohne aufdringlich zu sein.
- Mobbing ernst nehmen: Wenn dein Kind über Probleme mit anderen spricht, höre aufmerksam zu und biete Hilfe an (z. B. durch Gespräche mit Lehrern oder Beratungsstellen).
Sexualität und Aufklärung
- Offene Gespräche über Sexualität: Gib deinem Kind die Möglichkeit, Fragen zu stellen, und stelle sicher, dass es gut informiert ist (z. B. über Verhütung oder Konsens).
- Privatsphäre respektieren: Erkenne an, dass dein Kind ein eigenes Leben und eine eigene Identität entwickelt.
Psychische Gesundheit fördern
- Emotionale Unterstützung bieten: Sei ein Anker für dein Kind, besonders in schwierigen Zeiten.
- Stressbewältigung fördern: Unterstütze dein Kind dabei, mit schulischem Druck und anderen Herausforderungen umzugehen.
- Warnsignale erkennen: Achte auf Anzeichen von Überforderung, Depression oder Ängsten und suche bei Bedarf professionelle Hilfe.
Gemeinsame Aktivitäten pflegen
- Familienfreizeit schaffen: Gemeinsame Mahlzeiten, Spiele oder Ausflüge fördern die Bindung und bieten Gelegenheiten für entspannte Gespräche.
- Hobbys unterstützen: Unterstütze dein Kind dabei, Aktivitäten zu finden, die ihm Spaß machen und einen Ausgleich bieten.
Vorbild sein
- Gesundes Verhalten vorleben: Zeige deinem Kind, wie man mit Stress, Konflikten und Emotionen positiv umgeht.
- Offenheit und Lernbereitschaft zeigen: Auch als Elternteil kannst du von deinem Kind lernen und offen für neue Perspektiven sein.
Professionelle Hilfe in Anspruch nehmen
- Wenn Konflikte eskalieren oder dein Kind unter starken psychischen Belastungen leidet, zögere nicht, eine Familien- oder Jugendberatungsstelle aufzusuchen (z. B. über bke.de).
Zeige Verständnis für die Herausforderungen, denen sich dein Kind in der Pubertät stellen muss, und nimm seine Sorgen ernst. Sei geduldig, auch wenn es manchmal schwierig wird, und schaffe eine Atmosphäre, in der es offen mit dir sprechen kann. Ermutige dein Kind, eigene Entscheidungen zu treffen, und unterstütze es dabei, Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen. Mit Liebe, Respekt und Vertrauen kannst du deinem Kind helfen, diese Phase zu meistern und als selbstbewusster, eigenständiger Mensch daraus hervorzugehen.
Autorin: Jasmin, 26.11.24 - Artikel lizenziert unter CC BY-NC-ND 4.0
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