KriegsdienstVERWEIGERER & Deserteure
Ratgeber für ➡️ Kriegsdienstverweigerer
Kriegsdienstverweigerer sind Personen, die aus Gewissensgründen den Militärdienst, insbesondere den Waffendienst, ablehnen. Diese Ablehnung beruht oft auf ethischen, religiösen oder pazifistischen Überzeugungen.
Stattdessen leisten viele von ihnen einen alternativen Zivildienst, der gemeinnützige Aufgaben umfasst. In vielen Ländern gibt es rechtliche Regelungen, die das Recht auf Kriegsdienstverweigerung anerkennen und den Betroffenen ermöglichen, anstelle des Militärdienstes einen zivilen Dienst zu leisten. Kriegsdienstverweigerung oder KDV hat eine lange Geschichte und ist oft eng mit der Friedensbewegung verbunden. Sie stellt einen wichtigen Aspekt der individuellen Freiheit und des Menschenrechts auf Gewissensfreiheit dar.
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"Krieg führt niemals zu Frieden, sondern bereitet nur den Weg für den nächsten Krieg." - Bertrand Russell
Kriegsdienstverweigerung nach Ländern
Weltweit wird Kriegsdienstverweigerung unterschiedlich behandelt. In demokratischen Staaten ist sie häufig gesetzlich anerkannt, während sie in autoritären Regimen oft hart bestraft wird. In Deutschland wurde Kriegsdienstverweigerung 1949 ins Grundgesetz aufgenommen, und es besteht die Möglichkeit, einen zivilen Ersatzdienst zu leisten. In Österreich gibt es seit 1975 ein gesetzliches Recht auf Kriegsdienstverweigerung, das durch einen Zivildienst erfüllt werden kann. In der Schweiz haben Kriegsdienstverweigerer die Möglichkeit, einen längeren Zivildienst abzuleisten. In Europa existieren verschiedene Regelungen, die meist das Recht auf Verweigerung anerkennen, während es in Russland und vielen Ländern des Mittleren Ostens und Asiens oft schwierig ist, dieses Recht durchzusetzen, und Verweigerer mit Repressionen konfrontiert werden.
Totalverweigerung des Kriegsdienstes
Die Totale KDV bezeichnet die Weigerung, jeglichen staatlich geforderten Dienst im Zusammenhang mit dem Militär abzuleisten, einschließlich ziviler Ersatzdienste. Totalverweigerer lehnen den Militärdienst aus tiefen Gewissensgründen ab und weigern sich oft auch, in zivilen oder nicht-militärischen Funktionen zu dienen, die sie als indirekte Unterstützung des Militärs betrachten. Diese Haltung bringt in vielen Ländern erhebliche rechtliche Konsequenzen mit sich, darunter Haftstrafen. Totalverweigerer sehen sich häufig sowohl staatlichem Druck als auch gesellschaftlicher Stigmatisierung ausgesetzt, insbesondere in Ländern mit verpflichtendem Militärdienst.
Bereitschaft der Landesverteidigung mit der Waffe 2023
Im November 2023 forderte Verteidigungsminister Pistorius, dass Deutschland "kriegstüchtig" werden müsse. Dies bezog sich einerseits auf die Notwendigkeit, die Ausrüstung der Bundeswehr zu verbessern, und andererseits auf die Aufforderung an die deutsche Gesellschaft, sich mit der sicherheitspolitischen Neuorientierung des Landes auseinanderzusetzen. Die Wortwahl "Kriegstüchtigkeit" löste jedoch Unruhe in verschiedenen politischen Lagern und gesellschaftlichen Gruppen aus.
Angesichts des fortwährenden Ukraine-Krieges, der gestiegenen Bedrohungslage durch Russland und der möglicherweise abnehmenden Unterstützung durch die USA in der militärischen Sicherung Europas ist eine umfassende Debatte über die eigene Wehrhaftigkeit erforderlich.
Bei Betrachtung der Voraussetzungen für eine effektive Verteidigungsfähigkeit stimmte eine deutliche Mehrheit der Bevölkerung einer Erhöhung der Verteidigungsausgaben zu, um die Bundeswehr besser auszustatten. Doch hinsichtlich der persönlichen Bereitschaft, Deutschland im Ernstfall zu verteidigen, zeigte sich ein anderes Bild: Nur 36% der im November 2023 Befragten gaben an, im Falle eines militärischen Angriffs auf die NATO oder Deutschland bereit zu sein, zur Verteidigung des Landes zu den Waffen zu greifen.
Ukraine Krieg und Kriegsdienstverweigerung
Die Zahl der Kriegsdienstverweigerer in der Bundeswehr ist 2022, dem Jahr des russischen Angriffs auf die Ukraine, sprunghaft angestiegen. "2021 sind im Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben 201 Anträge auf Kriegsdienstverweigerung eingegangen, im Jahr 2022 waren es insgesamt 951 Anträge", sagte ein Sprecher des Bundesamtes. Die Zahl hat sich demnach fast verfünffacht. Der Kriegsdienst kann aus Gewissensgründen verweigert werden. Diese müssten plausibel und nachvollziehbar sein, sagte der Sprecher des Bundesamtes. Die Verfahren können sich oft über mehr als ein Jahr hinziehen. 208 Anträge von Kriegsdienstverweigern wurden nach seinen Worten im vergangenen Jahr anerkannt.
Bausoldaten in der DDR
In der DDR waren Bausoldaten eine spezielle Gruppe von Wehrpflichtigen, die aus Gewissensgründen den regulären Militärdienst verweigerten, aber dennoch einen nicht-kombattanten Dienst im Rahmen des Militärs leisten mussten. Diese „Waffenlosen“ wurden meist im Bauwesen eingesetzt, z. B. beim Bau von militärischen Anlagen oder Infrastrukturprojekten. Obwohl sie keine Waffen trugen, wurden sie oft als Teil des Militärs angesehen und waren im Rahmen der Militarisierung der DDR einem strengen Regime unterworfen. Bausoldaten standen unter starkem Druck, da ihre Entscheidung gegen den regulären Wehrdienst meist als staatsfeindlich angesehen wurde.
Deserteure
Deserteure sind Soldaten, die unerlaubt ihren Dienst in den Streitkräften verlassen, oft aus Protest gegen Krieg, aus Angst oder aus Gewissensgründen. Desertion gilt in den meisten Ländern als strafbar, insbesondere in Kriegszeiten, und Deserteure riskieren schwere Strafen, einschließlich Haft oder in extremen Fällen die Todesstrafe. In autoritären Staaten und Kriegsgebieten ist das Desertieren besonders gefährlich, da es als Verrat angesehen wird. In einigen Ländern gibt es jedoch auch Amnestieprogramme oder Bewegungen, die Deserteure als mutige Kriegsgegner ehren und für ihre Rehabilitierung kämpfen.
Internationaler Tag der Kriegsdienstverweigerung
Der Internationale Tag der Kriegsdienstverweigerung wird jährlich am 15. Mai begangen und erinnert an das Recht auf Kriegsdienstverweigerung. Er soll auf die Situation von Kriegsdienstverweigerern weltweit aufmerksam machen, die oft unter Repressionen, Haftstrafen oder gesellschaftlicher Ächtung leiden. Organisationen und Bewegungen für Frieden und Menschenrechte nutzen diesen Tag, um Solidarität mit Verweigerern zu zeigen und sich für deren Rechte einzusetzen. Der Tag dient auch dazu, das Bewusstsein für alternative Formen des Dienstes und die Bedeutung der Gewissensfreiheit in der internationalen Gemeinschaft zu stärken.
Berühmte Kriegsdienstverweigerer
Berühmte Kriegsdienstverweigerer haben durch ihre mutigen Entscheidungen wichtige gesellschaftliche Debatten angestoßen und gezeigt, dass der Widerstand gegen Krieg eine bedeutende moralische und ethische Stellungnahme ist. Mahatma Gandhi war ein herausragendes Beispiel für Gewaltfreiheit und lehnte den bewaffneten Kampf strikt ab, während er den britischen Kolonialismus in Indien bekämpfte. Seine Philosophie der Gewaltlosigkeit inspirierte zahlreiche Freiheitsbewegungen weltweit.
Albert Einstein, ein überzeugter Pazifist, sprach sich entschieden gegen Krieg und Aufrüstung aus und setzte sich für globale Abrüstung ein. Muhammad Ali, die Boxlegende, verweigerte den Kriegsdienst im Vietnamkrieg aus religiösen und politischen Überzeugungen und riskierte dabei seine Karriere und Freiheit. Mit den Worten: "Kein Vietkong hat mich jemals 'Nigger' genannt", machte er seine Ablehnung des Krieges deutlich. Bertrand Russell, ein einflussreicher Philosoph und Logiker, lehnte den Ersten Weltkrieg ab und engagierte sich zeitlebens für den Frieden. Auch Henry David Thoreau, der amerikanische Schriftsteller, praktizierte zivilen Ungehorsam gegen den Mexikanisch-Amerikanischen Krieg. Diese Persönlichkeiten haben den Pazifismus gestärkt und den Mut gezeigt, sich gegen die vorherrschenden Normen zu stellen.
Interessante Fakten über Kriegsdienstverweigerer
- Gewissensentscheidungen: Viele Kriegsdienstverweigerer entscheiden sich aus religiösen oder ethischen Gründen gegen den Militärdienst. Zum Beispiel lehnen Quäker jegliche Form von Gewalt ab, was sie oft zu Verweigerern macht.
- Alternative Dienste: In vielen Ländern müssen Kriegsdienstverweigerer einen zivilen Ersatzdienst leisten. In Deutschland wurde bis 2011 der Zivildienst als Alternative zum Wehrdienst angeboten.
- Anerkennung des Rechts auf Kriegsdienstverweigerung ist nicht weltweit gewährleistet. In Ländern wie Südkorea und Israel kann die Verweigerung schwerwiegende rechtliche Konsequenzen haben.
- Geschichte: Die Kriegsdienstverweigerung ist keine moderne Erscheinung. Bereits im Römischen Reich gab es Berichte über Menschen, die aus religiösen Gründen den Militärdienst verweigerten.
- Frauen und Verweigerung: Obwohl Kriegsdienstverweigerung oft mit Männern in Verbindung gebracht wird, haben auch Frauen in Ländern mit Wehrpflicht für beide Geschlechter das Recht, den Dienst zu verweigern.
- UN-Menschenrechte: Das Recht auf Kriegsdienstverweigerung wurde von den Vereinten Nationen als Teil der grundlegenden Menschenrechte anerkannt, insbesondere im Rahmen der Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit.
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Autorin: Jasmin, 02.09.24 - Artikel lizenziert unter CC BY-NC-ND 4.0
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