Das Logo des World Economic Forum
Flickr | U.S. Embassy Bern - CC BY-SA 2.0

Was ist das WEF? - Eine kritische Auseinandersetzung

Das ➡️ Weltwirtschaftsforum (WEF) ist eine international agierende Organisation, die sich darauf konzentriert, führende Persönlichkeiten aus verschiedenen Sektoren der Wirtschaft und Politik zusammenzubringen, um globale Herausforderungen zu diskutieren, Ideen auszutauschen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Die Gründung des WEF erfolgte 1971 durch den deutschen Wirtschaftswissenschaftler Klaus Schwab. Das Hauptquartier befindet sich in Davos, Schweiz.

Höhepunkt des WEF ist die jährliche Tagung in Davos, diesjährig am 15.Januar, die als Weltwirtschaftsforum-Jahrestreffen bekannt ist. Diese Veranstaltung zieht Entscheidungsträger aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft.

In den verschiedenen Sitzungen und Veranstaltungen werden nicht nur wirtschaftliche Themen behandelt, sondern auch soziale, politische und Umweltfragen. Die Tagung dienen vor allem als Forum für den Austausch von Ideen und Best Practices, um gemeinsame Herausforderungen anzugehen.

Neben der jährlichen Tagung in Davos engagiert sich das WEF das ganze Jahr über in verschiedenen Initiativen und Projekten. Dazu gehören Partnerschaften mit Regierungen, Unternehmen und zivilgesellschaftlichen Organisationen und auch Arbeitsgruppen und Plattformen, die sich auf spezifische Themen wie Klimawandel, Bildung, Gesundheit und technologische Innovation konzentrieren.

2020 startete der WEF die Initiative The Great Reset, um die Weltgesellschaft nach der Covid-Pandemie neu zu gestalten. Es wird ein stärkerer Fokus auf Nachhaltigkeit, Gerechtigkeit und soziale Teilhabe formuliert. Verschwörungstheoretiker sehen in der Initiative allerdings den Plan der Wirtschafts- und Politik-Eliten, eine neue, durch sie bestimmte Weltordnung zu etablieren. 

Bessere Welt Info widmet sich mit diesem Ratgeber der Berichterstattung über das WEF. Hier finden sich die wichtigsten Artikel und Videos zum Thema. Darüber hinaus setzen wir uns kritisch mit der Veranstaltung auseinander und beleuchten deren Chancen, Teilnehmer und Schattenseiten. - Auf unserer Schwesterseite Better World Info gibt es Beiträge zum WEF auf Englisch. Empfehlenswert zum Thema ist außerdem unsere Twitterliste zu Wirtschaft.

 

Der französisch Präsident Macron auf dem WEF auf einem Podium
Flickr | European External Action - CC BY-NC 2.0

Welche Bedeutung hat das WEF und was kann er bewirken?

Das WEF will in Krisenzeit Vertrauen wieder aufbauen, Kriege befrieden und den Klimawandel bekämpfen. So heißt der diesjährige Slogan der Veranstaltung "Rebuilding trust". Die Ziele sind hochgesteckt. Doch in den letzten Jahren hat das WEF an Bedeutung verloren: Einige wichtige Vertreter blieben der Veranstaltung fern. 

Daher wird es dieses Jahr als Erfolg gesehen, dass der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski oder der israelische Präsident Isaac Herzog, der katarische Premier und der iranische Außenminister angekündigt sind. Diese Teilnehmenden sind aufgrund der anhaltenden Kriege in Israel und der Ukraine wichtig. Ein Austausch könnte eine wertvolle Chance auf Frieden sein. 

Auch der US-Außenminister Antony Blinken und der französische Präsident Emmanuel Macron werden erwartet. Aus Deutschland ist Außenministerin Annalena Baerbock angekündigt, Präsident Olaf Scholz wird nicht kommen, ebenso fehlen auch Teilnehmer aus Russland. Vor allem Vertreter aus dem globalen Süden sind beim WEF kaum vertreten und werden daher in ihren Anliegen und Problemen nicht wahrgenommen. 

Neben den Kriegen werden auch über den Klimawandel und die Wirtschaftskrise verhandelt: Die Konjunktur schwächelt, die Inflation ist nach wie vor hoch und es gibt kaum nennenswerte Fortschritte bezüglich wirkungsvollem Umweltschutz. Auch über Chancen und Risiken von Künstlicher Intelligenz soll dieses Jahr gesprochen werden. 

Doch ob sich beim WEF wirkungsvolle Maßnahmen zur Befriedung dieser Konflikte bilden, ist fraglich. Denn es ist vor allem eine Veranstaltung für die Reichen und Mächtigen unserer Welt - die sich beim WEF vernetzen, Geschäfte abwickeln und Allianzen schmieden.

So erscheint es durchaus scheinheilig, wenn Politiker und Unternehmer für Gerechtigkeit, Frieden und Nachhaltigkeit werben. Denn nicht selten sind sie die Hauptverursacher von Klimawandel und sozialer Ungleichheit und profitieren von Rüstungsdeals, Privatisierungen oder Lobbyismus.

 

Eine Grafik zu den Teilnehmern aus Davos 2020
statista 2020

Was ist die Kritik am WEF?

Eine Hauptkritik bezieht sich auf den elitären Charakter der jährlichen Tagung in Davos. Denn die Teilnahme an diesem Event ist mit erheblichen Kosten verbunden, was dazu führt, dass hauptsächlich Führungskräfte großer Unternehmen, Regierungsvertreter und Prominente anwesend sind. Die exklusive Natur der Teilnahme führt zudem zu einer Verzerrung der Diskussionen, indem sie privilegierte Stimmen hervorhebt.

Die Zivilgesellschaft sind beim WEF nur als Zierwerk vertreten. Die Stimmen und Anliegen von Bürgergruppen und sozialen Bewegungen werden kaum berücksichtigt, was zu einer unvollständigen Repräsentation wichtiger Interessengruppen führt.

Denn der WEF ist vor allem eine Plattform für Entscheidungsträger aus Wirtschaft und Politik - eine enge Verflechtung zwischen den beiden Bereichen ist offensichtlich. Weltweit versuchen große Unternehmen durch Korruption, Lobbyismus oder Parteifinanzierungen, politische Macht zu erlangen und ihre Interessen durchzusetzen.  Dies hat Befürchtungen hinsichtlich möglicher Interessenskonflikte und einem Mangel an Unabhängigkeit des WEF aufkommen lassen. 

In diesem Zusammenhang wird auch der Vorwurf des "Greenwashings" laut, bei dem dem WEF vorgeworfen wird, Umweltbemühungen lediglich als Imagepflege zu nutzen, ohne substantielle Maßnahmen zu ergreifen.

Doch kann die Organisation selbst aufgrund ihrer globalen Reichweite erheblichen Einfluss auf politische Entscheidungen in verschiedenen Ländern ausüben. Einige Kritiker sehen darin die Gefahr einer Art "Schattenregierung", bei der nicht gewählte Führungskräfte und Experten maßgeblichen Einfluss auf nationale Politik ausüben, ohne demokratisch legitimiert zu sein.

Autor: Maximilian Stark 14.01.24, lizenziert unter CC BY-NC-SA 4.0

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