Erdüberlastungstag

Eine Aufnahme der Erde aus dem All
Flickr | Kevin Gill - CC BY 2.0

➡️ Der Erdüberlastungstag - Nachhaltige Ressourcen-Nutzung für eine Bessere Welt

Der Erdüberlastungstag, auch bekannt als Earth Overshoot Day, ist der Tag im Jahr, an dem die Menschheit oder auch ein Land mehr natürliche Ressourcen und ökologische Dienstleistungen verbraucht hat, als die Erde innerhalb eines Jahres regenerieren kann. Für Deutschland ist dieser Tag mit dem 2. Mai 2024 zwei Tage früher als noch im vergangenen Jahr eingetroffen. Man hat also sein Budget für dieses Jahr aufgebraucht und nutzt nun Ressourcen, die sich nicht innerhalb eines Jahres wiederherstellen lassen und für zukünftige Generationen bestimmt waren. 

Der Erde wird zu wenig Zeit eingeräumt, sich zu erneuern und ihre Vorräte nachhaltig wieder aufzubauen. Das hat kritische Auswirkungen auf die Umwelt, da es zur Übernutzung von Wasser und Land führt. Die Folge sind schwindende Fischbeständen, schrumpfende Wälder oder zunehmende Übersäuerung der Böden. Diese Übernutzung trägt zur Degradierung von Ökosystemen, zum Verlust der Artenvielfalt und zu anderen Umweltproblemen bei. 

Die Tatsache, dass der Erdüberlastungstag in Deutschland und anderen Ländern so früh im Jahr liegt, verdeutlicht die Dringlichkeit der Notwendigkeit, nachhaltigere Produktions- und Konsummodelle zu entwickeln, um den ökologischen Fußabdruck zu verringern und die Belastung der Erde zu reduzieren. 

Der Ressourcenverbrauch Deutschland liegt deutlich oberhalb des globalen Durchschnitts. So liegt der globale Erdüberlastungstag im August. Deutschland nutzt pro Jahr 1,7 Erden für seinen Ressourcenverbrauch, wenn die ganze Weltbevölkerung so leben würden, bräuchte es 3 Erden. In Luxemburg oder Katar ist der Erdüberlastungstag bereits im Februar erreicht, in Indonesien erst im Dezember. Auch in Österreich waren die Ressourcen bereits mit Anfang April aufgebraucht. In Indien dagegen ist der nationale Ressourcenverbrauch sogar unterhalb der Kapazität, sodass der Erdüberlastungstag nicht erreicht wird. 

Der Erdüberlastungstag verdeutlicht die Verantwortung auf nationaler Ebene. Länder wie Deutschland oder Frankreich mit hohem Pro-Kopf-Verbrauch und hoher CO₂-Emission nutzen globale Vorhaben auf Kosten anderer - die dann vor allem von der Übernutzung und den Folgen betroffen sind.

 

Eine Grafik zum weltweiten Ressourcenverbrauch
statista 2022

Warum ist der Erdüberlastungstag so früh in Deutschland?

Einer der Hauptgründe für den frühen Erdüberlastungstag liegt in der hohen Bevölkerungsdichte und dem damit verbundenen hohen Konsumniveau. Deutschland gehört zu den dicht besiedelten Industrieländern der Welt, und die hohe Bevölkerungsdichte führt zwangsläufig zu einem intensiven Ressourcenverbrauch.

Ein weiterer bedeutender Faktor ist der hohe Lebensstandard in Deutschland. Der Lebensstandard umfasst eine Vielzahl von Konsumgewohnheiten und -praktiken, die einen beträchtlichen ökologischen Fußabdruck hinterlassen. Dazu gehören der Verbrauch von Fleisch und die damit verbundene Massentierhaltung, der hohe Energieverbrauch in Wohnungen und Gebäuden sowie der Konsum und Verschleiß von Elektronikgeräten wie Handys, PCs oder IPads.

Die deutsche Wirtschaft, als eine der größten und leistungsfähigsten der Welt, trägt ebenfalls zum frühen Erdüberlastungstag bei. Die intensive industrielle Produktion sowie der Export von Waren und Dienstleistungen führen zu einem erheblichen Verbrauch von Ressourcen. Auch die Importabhängigkeit spielt dabei eine Rolle. Deutschland importiert viele Ressourcen und Produkte aus anderen Ländern, um den Bedarf seiner Bevölkerung und seiner Wirtschaft zu decken. Diese Importe haben einen erheblichen Anteil am ökologischen Fußabdruck des Landes, da sie oft aus Regionen stammen, in denen Umweltstandards niedriger sind und der Ressourcenverbrauch pro Einheit Produkt höher ist.

Schließlich spielen auch die Landnutzung und die Auswirkungen der Landwirtschaft eine entscheidende Rolle. Die intensive Landwirtschaft in Deutschland, die auf hohen Erträgen und effizienter Produktion basiert, erfordert den Einsatz von Pestiziden, Düngemitteln und anderen Inputs, die negative Auswirkungen auf die Umwelt haben können. Dazu wird der hohe Bedarf an Futtermitteln hauptsächlich durch Importe abgedeckt. 

 

Eine ganze Reihe von Windenergie-Anlagen auf einer Wüstenfläche
Flickr | Anthony Quintano - CC BY 2.0

Was kann gegen den frühen Erdüberlastungstag tun?

Um den frühen Erdüberlastungstag anzugehen, hätte Deutschland theoretisch eine Reihe von Möglichkeiten. Eine Schlüsselstrategie besteht darin, verstärkt auf erneuerbare Energien zu setzen. Dies beinhaltet die Förderung von Solar-, Wind-, Wasser- und Biomasseenergie, um die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu reduzieren und die Treibhausgasemissionen zu senken. Parallel dazu sollte Deutschland Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz vorantreiben, sowohl durch strengere Standards für Gebäude und Geräte als auch durch die Förderung von energieeffizientem Verhalten in der Bevölkerung und in Unternehmen.

Eine weitere wichtige Initiative besteht darin, nachhaltige Mobilität zu fördern. Dies umfasst die Stärkung des öffentlichen Verkehrs, den Ausbau von Fahrradwegen und die Förderung von Elektrofahrzeugen, um den Verkehrssektor umweltfreundlicher zu gestalten und den Verbrauch von fossilen Brennstoffen auch in diesem Segment zu reduzieren.

In der Landwirtschaft sollte Deutschland auf nachhaltigere Praktiken setzen, wie ökologische Landwirtschaft und Agroforstwirtschaft, um die Umweltauswirkungen zu verringern und die Biodiversität zu fördern. Darüber hinaus sollte die Verbesserung der Ressourceneffizienz in verschiedenen Sektoren, einschließlich Industrie, Bauwesen und Landwirtschaft, eine Priorität sein. Dies beinhaltet die Reduzierung von Abfall, die Förderung von Recycling und die Nutzung von Sekundärrohstoffen.

Politische Maßnahmen wie Umweltsteuern, Subventionen für nachhaltige Technologien und strengere Umweltauflagen für Unternehmen können den Übergang zu einer nachhaltigeren Wirtschaft unterstützen. Bildung und Bewusstseinsbildung über Umweltthemen und nachhaltige Entwicklung sind ebenfalls entscheidend, um das Verbraucherverhalten zu ändern und zu einem umweltfreundlicheren Lebensstil beizutragen.

Für eine nachhaltige Umwelt- und Klimapolitik

Allzu oft scheitern ein konsequenter Umwelt- und Klimaschutz leider am politischen Unwille und gezielter Lobbyarbeit, die vor allem großen Konzernen und den Reichen im Land zugutekommt. Industrien, die von Maßnahmen zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen betroffen wären, setzen oft erhebliche Ressourcen ein, um politische Entscheidungsträger zu beeinflussen und den Wandel zu verlangsamen.

Dazu stehen Politikerinnen und Politiker oft unter Druck, kurzfristige politische Ziele zu verfolgen, um ihre Wiederwahl oder die Interessen bestimmter Wählergruppen zu sichern. Langfristige Umweltziele wie der Klimaschutz werden in diesem Kontext schnell vernachlässigt.

Doch solang nicht konsequente und nachhaltige Maßnahmen mit politischem Druck umgesetzt werden, wird sich wohl kaum etwas tun. Scheitert es an der Politik, ist es vor allem an der Zivilgesellschaft. Sie kann durch Demonstrationen, Petitionen und Kampagnen die politische Agenda beeinflussen, Druck aufbauen und die Umsetzung wirksamer Klimapolitik vorantreiben. 

Wichtig ist auch breite Bewusstseinsbildung über die Ursachen und Folgen des Klimawandels. Durch Bildungsinitiativen und Informationskampagnen fördert sie ein umweltbewusstes Verhalten und trägt dazu bei, das Verständnis für den Klimawandel in der Bevölkerung zu stärken. Schlussendlich geht uns die Klimakrise alle an – wenn wir auch in Zukunft eine lebenswerte Erde bewohnen möchten.

Autor: Maximilian Stark 30.04.24, lizenziert unter CC BY-NC-SA 4.0

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