Mutlangen 1983-1987 (Protest gegen Atomraketen)

Ratgeber zu ➡️ Mutlangen und Hasselbach ab 1983
Historische Proteste gegen Marschflugkörper und andere Formen der militärischen Aufrüstung, z.B. gegen die Pershing-II Atomraketen in Mutlangen und Heilbronn sowie gegen die Cruise Missiles in Hasselbach im Hunsrück, haben breite öffentliche Aufmerksamkeit auf die ethischen und politischen Implikationen des Einsatzes solcher Waffen gelenkt. Die Aufrüstung dieser Waffen in Europa während des Kalten Krieges führten zu einer Welle von Friedensdemonstrationen. Viele Menschen sahen in der Anwesenheit dieser Waffen eine direkte Bedrohung und protestierten für Abrüstung und Frieden. Und sie machten sich kundig und stießen in den offiziellen Begründungen für neue Aufrüstung auf Widersprüche.
So wurden die Pershing-II schon 1969 bei Martin Marietta in Auftrag gegeben, als von einer Raketenlücke noch keine Rede war. Und nicht etwa gegen die SS-20 der Sowjetunion sollten die neuen Marschflugkörper und Pershing-II-Atomraketen ein Gegengewicht sein. Die waren wesentlich älter und anfälliger als die Waffen der USA; z.B. noch immer mit Flüssigtreibstoff betankt, was die SS-20 der Russen sehr anfällig gegen Ausfall, Unfall bzw. Störungen machte. In Wirklichkeit sollten die neuen Marschflugkörper und Pershing-II-Atomraketen der Sowjetunion signalisieren und bewegen, sich aus der sogenannten Dritten Welt heraus zu halten bzw. sich den Einflussbereichen der USA nicht entgegen zu stellen. Darüber haben damals ehemalige Militärs und Friedensforscher der USA geschrieben und das Air-Land-Battle-Konzept bildete die strategische Grundlage.
Proteste gegen Aufrüstung in den 80er Jahren
Kein Wunder, dass es aus diesen und vielen weiteren Gründen viele und bis dahin ungekannt große Proteste gegen die Aufrüstung gab. Sie haben nicht nur dazu beigetragen, das Bewusstsein für die Risiken militärischer Aufrüstung zu schärfen, sondern auch politische Entscheidungsträger dazu bewegt, Verhandlungen und Rüstungskontrollabkommen in Betracht zu ziehen.
„Ihr Protest trug dazu bei, dass 1987 die USA und die UdSSR den INF-Vertrag abschlossen, der damals eine ganze Waffengattung – landgestützte atomare Mittelstreckenwaffen mit einer Reichweite zwischen 500 und 5500 km - verbot und die bereits stationierten verschrotten ließ“. (Otmar Steinbicker, Friedensforum 2024).
Author: Hinrich Kley-Olsen