Inklusion

Ratgeber zum Thema ➡️ Inklusion
Inklusion beschreibt das Prinzip der uneingeschränkten Teilhabe aller Menschen an gesellschaftlichen Prozessen, unabhängig von individuellen Unterschieden oder Besonderheiten. Sie zielt darauf ab, eine Umgebung zu schaffen, in der jede Person die gleichen Chancen erhält, sich zu entfalten und aktiv am sozialen, wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Leben teilzunehmen. Dabei geht es nicht nur um die Anerkennung und Wertschätzung von Diversität, sondern auch um die Beseitigung von Barrieren, die Menschen an der vollen Partizipation hindern.
Inklusion strebt danach, Gleichberechtigung und soziale Gerechtigkeit zu fördern, indem bestehende Diskriminierungen abgebaut und strukturelle Hindernisse überwunden werden, um eine gleichberechtigte und faire Gesellschaft zu verwirklichen.
„Chancengleichheit besteht nicht darin, dass jeder einen Apfel pflücken darf, sondern dass der Zwerg eine Leiter bekommt.“- Reinhard Turre

Bereiche der Inklusion
Inklusion findet in vielen Lebensbereichen Anwendung, um sicherzustellen, dass alle Menschen unabhängig von ihren individuellen Unterschieden vollständig und gleichberechtigt teilhaben können. Zu den zentralen Bereichen gehören:
- Bildung: Inklusion im Bildungswesen zielt darauf ab, Lernumgebungen zu schaffen, in denen alle Schülergemeinsam lernen, unabhängig von körperlichen, geistigen oder sozialen Unterschieden.
- Arbeitswelt: Hier geht es darum, faire Arbeitsbedingungen zu schaffen, die Menschen mit Behinderungen oder anderen Benachteiligungen ermöglichen, gleichberechtigt am Arbeitsmarkt teilzuhaben.
- Gesundheitswesen: Im Gesundheitsbereich soll sichergestellt werden, dass alle Menschen Zugang zu medizinischer Versorgung haben, unabhängig von persönlichen Einschränkungen, Sprache oder finanziellen Möglichkeiten.
- Freizeit und Kultur: Inklusion in diesem Bereich zielt darauf ab, dass alle Menschen Zugang zu kulturellen Angeboten und Freizeitaktivitäten haben.
- Politik: Die politische Teilhabe aller Bürger, etwa durch barrierefreie Wahlsysteme, ist ein wesentlicher Bestandteil inklusiver Demokratie.
- Öffentlicher Raum: Inklusion im öffentlichen Raum bedeutet, dass dieser barrierefrei zugänglich und für alle nutzbar ist.
- Wohnen: Inklusion im Wohnbereich bedeutet, dass barrierefreier Wohnraum zur Verfügung steht, sodass Menschen mit verschiedenen Bedürfnissen selbstbestimmt leben können, z. B. durch rollstuhlgerechte Zugänge oder technische Hilfsmittel.
- Mobilität und Verkehr: Hier geht es darum, den öffentlichen Nahverkehr und Verkehrssysteme so zu gestalten, dass sie für alle zugänglich sind, etwa durch barrierefreie Bahnhöfe, Busse mit Rampen oder akustische Signale für sehbehinderte Personen.
- Sport: Inklusion im Sport fördert die gleichberechtigte Teilnahme aller Menschen, z. B. durch Behindertensport oder die Anpassung von Sporteinrichtungen und -geräten an unterschiedliche Bedürfnisse.
- Medien und Kommunikation: Inklusive Medien stellen sicher, dass Informationen und Unterhaltungsangebote für alle zugänglich sind, z. B. durch Untertitel, Gebärdensprachdolmetscher oder leicht verständliche Sprache.
- Soziale Dienste: Inklusion in sozialen Diensten bedeutet, dass Beratung, Unterstützung und Angebote für alle zugänglich sind, unabhängig von individuellen Einschränkungen oder sozialen Umständen.
- Technologie: In der digitalen Welt geht es um barrierefreie Websites, Apps und Software, die auch von Menschen mit Behinderungen genutzt werden können, z. B. durch Screenreader oder sprachgesteuerte Funktionen.
- Justiz: Ein inklusives Justizsystem stellt sicher, dass alle Menschen Zugang zu Gerichtsverfahren und rechtlicher Unterstützung haben, z. B. durch barrierefreie Gerichte und Dolmetschdienste.

Organisationen für Inklusion
Nationale Organisationen in Deutschland:
- Aktion Mensch: Eine der größten sozialen Organisationen in Deutschland, die sich für Inklusion und Barrierefreiheit in allen gesellschaftlichen Bereichen einsetzt. Sie fördert zahlreiche Projekte im Bereich Bildung, Arbeit, Freizeit und Wohnen.
- Lebenshilfe: Diese Organisation unterstützt Menschen mit geistigen Behinderungen und deren Familien. Sie setzt sich für Inklusion in Bildung, Arbeit und gesellschaftlicher Teilhabe ein.
- Deutscher Behindertenrat (DBR): Ein Zusammenschluss mehrerer Verbände, der sich für die Rechte und die vollständige Teilhabe von Menschen mit Behinderungen in Deutschland stark macht.
- Sozialverband VdK: Der VdK setzt sich für soziale Gerechtigkeit und die Interessen von Menschen mit Behinderungen, älteren Menschen und sozial Benachteiligten ein.
- Caritas und Diakonie: Diese kirchlichen Wohlfahrtsorganisationen engagieren sich auch im Bereich der Inklusion, insbesondere in der Unterstützung von Menschen mit Behinderungen und in der Sozialarbeit.
- Aktion Perspektivenwechsel: Diese Initiative will durch Aufklärungsarbeit und praktische Maßnahmen ein größeres Bewusstsein für Inklusion und die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen schaffen.
Europäische Organisationen:
- European Disability Forum (EDF): Diese europäische Plattform setzt sich auf EU-Ebene für die Rechte von Menschen mit Behinderungen ein und fördert inklusive Politik und Gesetze.
- Inclusion Europe: Eine europäische Organisation, die sich für die Inklusion von Menschen mit geistigen Behinderungen in allen gesellschaftlichen Bereichen einsetzt.
Internationale Organisationen:
- Vereinte Nationen (UN): Die UN ist eine treibende Kraft hinter der weltweiten Förderung von Inklusion, insbesondere durch die UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK), die in vielen Ländern die Grundlage für inklusive Politik bildet.
- UNESCO: Die Bildungs-, Wissenschafts- und Kulturorganisation der Vereinten Nationen setzt sich für inklusive Bildung und Chancengleichheit in Bildungssystemen weltweit ein.
- International Labour Organization (ILO): Die ILO fördert Inklusion in der Arbeitswelt und setzt sich für faire Arbeitsbedingungen sowie die Integration von Menschen mit Behinderungen in den Arbeitsmarkt ein.
- Human Rights Watch: Diese Menschenrechtsorganisation kämpft weltweit für die Rechte von marginalisierten Gruppen, einschließlich Menschen mit Behinderungen.
- Inclusion International: Eine globale Organisation, die sich für die Rechte und die Inklusion von Menschen mit geistiger Behinderung einsetzt.
Diese Organisationen leisten einen wesentlichen Beitrag zur Förderung von Inklusion und tragen dazu bei, Barrieren für Menschen mit Behinderungen abzubauen, um eine gleichberechtigte Teilhabe an der Gesellschaft zu ermöglichen.

Inklusion im Alltag
- Offenheit und Empathie: Offen für die Vielfalt der Menschen zu sein und Vorurteile abzubauen, ist ein wichtiger erster Schritt. Empathie und Verständnis für die individuellen Bedürfnisse anderer tragen zur Schaffung einer inklusiven Atmosphäre bei.
- Sprache bewusst einsetzen: Inklusion beginnt auch mit der Art, wie wir sprechen. Eine respektvolle, inklusive Sprache ist wichtig, um niemanden auszugrenzen oder herabzusetzen. Vermeidung von diskriminierenden Begriffen und das Erlernen sensibler Ausdrucksweisen sind zentral.
- Barrieren erkennen und abbauen: Im eigenen Umfeld auf Barrieren achten, sei es physischer oder sozialer Art, und helfen, diese zu überwinden. Das kann das Anbieten von Hilfe beim Zugang zu Gebäuden oder Veranstaltungen sein, aber auch das Einladen von Menschen in soziale Aktivitäten.
- Aktiv zuhören und unterstützen: Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen eine Stimme geben, indem man aktiv zuhört und auf ihre Wünsche und Herausforderungen eingeht. Unterstützung anzubieten, ohne bevormundend zu sein, ist ebenfalls wichtig.
- Teilhabe ermöglichen: Jeder kann dazu beitragen, dass alle Menschen an Freizeitaktivitäten, Bildung oder dem Berufsleben teilnehmen können. Zum Beispiel, indem man Veranstaltungen barrierefrei organisiert oder Menschen mit Behinderungen in Teams einbezieht.
- Aufklären und sensibilisieren: Im eigenen Umfeld, etwa in der Familie oder im Freundeskreis, über die Bedeutung von Inklusion sprechen und aufklären. So kann das Bewusstsein für die Herausforderungen von Menschen mit besonderen Bedürfnissen geschärft werden.
- Freiwilliges Engagement: Man kann sich aktiv in Organisationen engagieren, die sich für Inklusion einsetzen, sei es durch ehrenamtliche Arbeit oder Spenden.
- Inklusion im Arbeitsumfeld fördern: Wenn man in einer Führungsposition oder im HR-Bereich arbeitet, kann man inklusivere Strukturen schaffen, z. B. durch barrierefreie Arbeitsplätze und faire Einstellungspraktiken.
- Bildung und Weiterbildung: Sich selbst zu Inklusion und den damit verbundenen Themen weiterzubilden, etwa durch Workshops, Bücher oder Seminare, ist ein wichtiger Schritt, um das eigene Verständnis zu erweitern und Inklusion aktiv zu fördern.
- Zugänglichkeit von Medien und Information unterstützen: In sozialen Medien, Webseiten und anderen Plattformen kann man darauf achten, Informationen barrierefrei und für alle verständlich zu gestalten, zum Beispiel durch Untertitel oder einfache Sprache.
Indem jeder im Alltag bewusst auf diese Aspekte achtet, kann Inklusion Stück für Stück zur Normalität werden und Barrieren in der Gesellschaft abgebaut werden.

Eine Zukunft ohne „Inklusion“
Wir träumen von einer Zukunft, in der das Wort „Inklusion“ überflüssig ist, weil Gleichberechtigung und Teilhabe für alle Menschen selbstverständlich sind. Eine Welt, in der Vielfalt als Bereicherung verstanden wird und jeder Mensch, unabhängig von Herkunft, Fähigkeiten oder Lebensumständen, seinen Platz in der Gesellschaft findet. In dieser Zukunft leben wir Werte wie Respekt, Empathie und Toleranz und geben diese Haltung an unsere Kinder weiter. Wir sind ihnen Vorbilder darin, andere Menschen so anzunehmen, wie sie sind, und die Einzigartigkeit jedes Einzelnen zu schätzen. Gemeinsam können wir eine Gesellschaft schaffen, in der alle miteinander und füreinander da sind – ohne Ausgrenzung, ohne Barrieren.
Autorin: Jasmin, 14.10.24 - Artikel lizenziert unter CC BY-NC-ND 4.0
Für mehr Infos lies unten weiter ⬇️
- Was ist Inklusion? - Aktion Mensch
- Inklusion: Was ist gemeint, und warum ist es wichtig? - Stiftungszentrum
- Teilhabe und Inklusion - BMAS
- Teilhabe und Inklusion - bpb
- Digitale Inklusion - bpb
- LWL-Inklusionsamt Arbeit
- Inklusion durch digitale Medien in der beruflichen Bildung - BMBF
- Inklusion und digitale Bildung von Menschen mit Behinderung - Bildungsserver
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