Ken Jebsen / KenFM (D)

Ken Jebsen in einem seiner YouTube-Videos
Screenshot YouTube - Freunde der Sonne

➡️ Ken Jebsen – Vom Radiomoderator zum Verschwörungsideologen

Ken Jebsen, auch bekannt unter dem Namen Kayvan Soufi-Siavash, sorgt in der deutschen Medienlandschaft für Aufsehen. Ursprünglich als progressiver Rundfunkmoderator gestartet, hat er sich über die Jahre zu einer kontroversen Persönlichkeit entwickelt, deren Aktivitäten stets für Diskussionen sorgen. Heute ist er vor allem für krude Verschwörungstheorien bekannt und wird vom Verfassungsschutz beobachtet. 

Seine Plattform KenFM war lange Zeit ein Sammelbecken für gute alternative Medieninhalte, die oft abseits des Mainstreams lagen. Hier bot Jebsen Raum für Diskurse, die in traditionellen Medien wenig Platz fanden, und zog damit ein Publikum an, das sich von den üblichen Nachrichtenkanälen nicht repräsentiert fühlte. Diese Phase könnte man als das „Licht“ in seiner Karriere betrachten, in der er durchaus wichtige Impulse für die Medienlandschaft setzte. - Aufgrund seiner Verdienste in der Vergangenheit hat Bessere Welt Info die Kategorie zu Ken Jebsen nicht gelöscht. Andererseits haben wir ihn wegen seiner Äußerungen zu Corona und zum Klimawandel nicht mehr unter Vorbilder zum Journalismus gelistet.

Allerdings wandelte sich später das Bild. Dieser Abschnitt in seiner Laufbahn könnte als der „Schatten“ beschrieben werden, der die früheren Verdienste überschattet. 2011 wurde er als Radio-Moderator beim RBB entlassen, nachdem er den Holocaust als PR-Erfindung von Edward Bernays bezeichnete. Bereits davor hatte er in seiner Radio-Sendung wiederholt den Terroranschlag vom 11. September 2001 als "Inside-Job" in Frage gestellt. 

Auf seinen Plattformen tritt Jebsen in Folge des Rauswurfes zunehmend radikaler auf. So kommen neben Friedensaktivisten wie Reiner Braun, der SPD-Politiker Andras von Bülow oder der israelische Philosophie-Professor Moshe Zuckermann, auch der Verleger des rechtsextremen Compact Magazins, Jürgen Elsässer, der Rechtspopulist Markus Krall oder der Verschwörungstheoretiker Gerhard Wisnewski zu Wort. Er beginnt auch eigene Verschwörungstheorien zu verbreiten; so sei der Womens March durch jüdische Einflussnahme gelenkt und bei Abtreibungen getötete Embryonen würden an die Pharmaindustrie verkauft. 

Ein größeres Publikum erreicht Jebsen ab 2014. Da wird er mit Elsässer zu den Initiatoren der "Montagswachen für den Frieden". Neben berechtigter Kritik an NATO und Massenmedien, werden dort auch antisemitische Verschwörungstheorien verbreitet und rechte Kampfbegriffe wie "Lügenpresse" und "Systemmedien" geprägt. Die Demos ziehen eine Querfront aus Linken, Rechten und Verschwörungstheoretikern an, die gegen "Die da oben" sind. 

Von Elsässer distanziert sich Jebsen später, als dieser zunehmend offen rassistische Positionen vertritt. Während der Flüchtlingskrise 2016 spricht sich Jebsen für Offenheit und Menschlichkeit aus. In der Folge wird es ruhig um ihn. Seinem YouTube-Kanal folgen zu dem Zeitpunkt 500.000 Menschen, aber es kommen kaum noch Videos. 

 

Ken Jebsen bei einer Demo
Flickr | Michael Tesch - CC BY-NC-ND 2.0

Mit Beginn der Corona-Pandemie taucht er wieder auf. Schnell bezeichnet er die Ereignisse als Geheimplan der WHO, gesteuert von Bill und Melinda Gates. Fortan tritt er regelmäßig bei Querdenker-Demonstrationen auf. Sein größter Coup: Ein Video, dass über drei Millionen Mal geklickt wird. Darin stellt er sich als seriöser Insider und Journalist dar und die Pandemie als große Elitenverschwörung. Seine angeblichen Fakten sind mehrmals widerlegt. Die Gates-Stiftung übernimmt nicht 80% der Finanzierung der WHO - sondern lediglich 10%. Auch die Spende an die Berliner Charité ist mit 250.000 Euro bei einem Gesamtbudget von 1,8 Milliarden Euro nur ein geringer Teil. 

Die endgültige Sperrung seines KenFM-Kanals auf YouTube aufgrund von Falschinformationen zu COVID-19 markiert einen deutlichen Tiefpunkt und zeigt, wie Plattformen zunehmend Verantwortung für die auf ihnen verbreiteten Inhalte übernehmen müssen. Dieser Schritt war auch ein Signal an alle Medienmacher, dass die Verbreitung von nachweislich falschen Informationen ernste Konsequenzen haben kann. Ein Verfahren wegen Verletzung der journalistischen Sorgfaltspflicht wurde eingeleitet. 

Seitdem ist Jebsen nach Schweden ausgewandert und hat das alternative Online-Portal apolut.net gegründet. Seine Vorgänger-Webseite wurde 2021 von Anonymous gehackt. Die Begründung: Jebsen würde mit Antisemitismus, Verschwörungsmythen und Umsturzphantasien viel Geld verdienen. Außerdem nutzt Jebsen den alternativen Videokanal "Rumble" und den russischen Messengerdienst Telegram, wo ihm aktuell 147.000 Menschen folgen. 

In seinen Videos legt er Fakten neu aus, reißt sie aus dem Zusammenhang oder denkt sich schlichtweg Dinge aus. Dabei arbeitet er auch immer wieder mit rhetorischen Tricks. Er stellt komplexe Zusammenhänge einfach dar, und spricht mit Selbstbewusstsein und Zuversicht. Inhaltlich bleibt er sich treu. Er vertritt einen Querfront-Ansatz und versucht Linke und Rechte über geteilte Verschwörungstheorien und Feindbilder zu vereinen. Er sieht die Regierung der USA, den IWF, die IAEO oder die UN von jüdischen Akteuren unterwandert und kontrolliert. Die AfD sieht er bei Wahlen als das geringere Übel.

In der Klimakrise sieht er nicht nur eine ökologische Herausforderung, sondern ein Instrument, das von bestimmten elitären Kreisen genutzt wird, um politische und wirtschaftliche Kontrolle auszuüben. Diese Perspektive führt dazu, dass er häufig die Motive hinter den Klimaschutzmaßnahmen hinterfragt und dabei nicht selten in Verschwörungstheorien abdriftet. So stellt er die Validität wissenschaftlicher Daten zum Klimawandel in Frage und fördert eine sehr skeptische Haltung gegenüber den üblichen Narrativen zum Klimaschutz. 

Die Reaktionen auf Jebsens Werdegang sind geteilt. Während einige ihn als Märtyrer sehen, der gegen eine vermeintlich gleichgeschaltete Medienlandschaft ankämpft, sehen ihn andere als eine Gefahr für die öffentliche Diskussion, da er mit unhaltbaren Behauptungen mehr Schaden als Nutzen anrichtet. - Sein Werdegang ist ein Lehrstück darüber, wie schwierig es sein kann, in Zeiten von Fake News, Zensur und Verschwörungstheorien eine Balance zu finden zwischen der notwendigen Kritik an etablierten Medien und verantwortungsvoller Berichterstattung.

Datum: 16.09.24

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