Kinder & Gewalt / Sexueller Missbrauch

Ratgeber zu ➡️ Kinder & Gewalt
Trotz vieler Fortschritte in der Gesellschaft leiden leider noch immer zahlreiche Kinder weltweit unter verschiedenen Formen von Gewalt. Diese Gewalt hinterlässt tiefe Spuren in der körperlichen und seelischen Entwicklung der Betroffenen und beeinträchtigt ihr Wohlbefinden nachhaltig. Kinder sind besonders verletzlich und brauchen unseren Schutz sowie starke Unterstützungssysteme, um ihnen ein sicheres und gesundes Aufwachsen zu ermöglichen.
Es ist unsere gemeinsame Verantwortung, dieses Problem anzuerkennen und Maßnahmen zu ergreifen, um jede Art von Gewalt gegenüber Kindern zu verhindern. Die Sicherheit, das Wohlergehen und die Rechte von Kindern müssen an erster Stelle stehen, und es liegt an uns als Gesellschaft, ihre Entwicklung zu fördern, sie vor Gefahren zu bewahren und ihnen eine friedliche Zukunft zu sichern.
Auf Bessere Welt Info findest du allgemeine Artikel, Artikel zum Thema Kinder und Gewalt und auch Infos zum Thema sexueller Missbrauch bei Kindern. Sicher interessiert dich auch unser Ratgeber zu Kinderschutz. - Unsere Partnerseite Better World Info bietet dir viele englische Links zum Thema Kinder an.
"Man kann in Kinder nichts einprügeln, aber man kann vieles aus ihnen herausstreicheln." - Astrid Lindgren

Zahlen und Fakten
- Zahl der Kindeswohlgefährdungen stieg 2022 um 2 % auf 63 700 Fälle
- Daten aus mehreren Jugendämtern fehlen: Schätzung geht von tatsächlichem Anstieg um 8 % auf 67 300 Fälle aus
- Betroffene Kinder waren im Schnitt 8 Jahre alt
- In 73 % der Fälle ging die Gefährdung von einem Elternteil aus
- Die meisten Hinweise kamen von Polizei und Justiz, die zuverlässigsten von den Kindern
Die Zahl der Kindeswohlgefährdungen in Deutschland hat im Jahr 2023 einen neuen Höchststand erreicht: Laut Statistischem Bundesamt (Destatis) stellten die Jugendämter bei mindestens 63 700 Kindern oder Jugendlichen eine Kindeswohlgefährdung durch Vernachlässigung, psychische, körperliche oder sexuelle Gewalt fest. Einige Jugendämter konnten für das Jahr 2023 keine Daten melden unter anderem wegen einem Cyberangriff auf einen IT-Dienstleister und Überlastung des Personals im Jugendamt.
Von wem geht die Gefährdung aus
In den 58% der Fälle von Kindeswohlgefährdung hatten die Behörden Anzeichen von Vernachlässigung festgestellt. Bei 36 % gab es Hinweise auf psychische Misshandlungen. In 27 % der Fälle wurden Indizien für körperliche Misshandlungen und in 6 % für sexuelle Gewalt gefunden. Den Jugendämtern zufolge hatte ein Teil der Kinder mehrere dieser Gefährdungsarten - also Vernachlässigungen, psychische Misshandlungen, körperliche Misshandlungen oder sexuelle Gewalt - gleichzeitig erlebt: 2023 traf das auf jeden vierten Fall von Kindeswohlgefährdung zu.
Neue Ergebnisse zeigen nun auch, von wem die Gefährdung des Kindes - ausschließlich oder hauptsächlich - ausging: In 73 % aller Fälle war das die eigene Mutter oder der eigene Vater. In weiteren 4 % war es ein Stiefelternteil, die neue Partnerin oder der neue Partner eines Elternteils und in 6 % eine sonstige Person, etwa eine Tante, ein Trainer, der Pflegevater oder die Erzieherin. In ebenfalls 6 % der Fälle konnte zwar angegeben werden, dass die Gefährdung von mehreren Personen ausging, aber keine Hauptperson benannt werden. Und in 11 % der Fälle waren weder die Zahl der Beteiligten noch die (Haupt-)Person bekannt.
Bullying und Mobbing
Psychische Gewalt durch Bullying und Mobbing in der Schule kann gravierende Auswirkungen auf die betroffenen Schüler haben. Sie erleben oft wiederholte Demütigungen, Ausgrenzung und verbale Angriffe, die ihr Selbstwertgefühl zerstören und zu Angststörungen, Depressionen oder sogar Suizidgedanken führen können. Langfristig können die Folgen dieser Art von Gewalt das schulische und soziale Leben der Opfer erheblich beeinträchtigen. Präventive Maßnahmen und ein respektvolles Schulklima sind entscheidend, um psychischer Gewalt vorzubeugen.

Projekte und Initiativen gegen Gewalt an Kindern
- Deutscher Kinderschutzbund: In Deutschland setzt sich der Kinderschutzbund für den Schutz von Kindern vor Gewalt ein. Sie bieten Beratungen für betroffene Kinder und Familien sowie Präventionsprogramme an.
- SOS-Kinderdörfer: Diese Organisation bietet Kindern in schwierigen Lebenssituationen eine sichere Umgebung in SOS-Kinderdörfern weltweit. Sie leisten psychologische Betreuung, Schutz vor Gewalt und fördern stabile Lebensbedingungen für gefährdete Kinder.
- UNICEF: Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen arbeitet global daran, Kinder vor allen Formen von Gewalt, Missbrauch und Ausbeutung zu schützen. Sie setzen sich besonders für benachteiligte Kinder ein und fördern Bildung sowie psychologische Unterstützung.
- ECPAT: Diese internationale Organisation setzt sich speziell gegen sexuelle Ausbeutung von Kindern ein. ECPAT arbeitet eng mit Regierungen, Unternehmen und NGOs zusammen, um den Missbrauch von Kindern zu bekämpfen.
- Save the Children: Diese globale Organisation schützt Kinder in Krisen- und Kriegsgebieten vor Gewalt und Ausbeutung. Sie bieten Schutzräume, psychologische Unterstützung und fördern kindgerechte Umgebungen.
- Innocence in Danger: Diese internationale Bewegung bekämpft die sexuelle Gewalt an Kindern im Internet und bietet Präventionsmaßnahmen sowie Unterstützung für betroffene Familien.
- Terre des Hommes: Diese internationale Kinderrechtsorganisation setzt sich für Kinder in Not ein und schützt sie vor Ausbeutung, Gewalt und Menschenhandel. Sie bieten Schutzräume, Bildung und medizinische Unterstützung, insbesondere in Krisengebieten.
- World Vision: Diese christliche Hilfsorganisation bekämpft Gewalt gegen Kinder durch Bildungsprojekte, Schutzmaßnahmen und Kinderrechtekampagnen in über 100 Ländern. Sie arbeiten daran, Lebensbedingungen von Kindern zu verbessern und sie vor Missbrauch zu schützen.
- Child Helpline International: Dieses globale Netzwerk bietet Kindern und Jugendlichen in Not anonyme und kostenlose Beratung über Hotlines. Es gibt über 150 Mitglieder weltweit, die sich mit verschiedenen Aspekten von Gewalt, Missbrauch und Vernachlässigung befassen.
- Plan International: Diese Kinderhilfsorganisation setzt sich für die Rechte von Mädchen und Jungen ein, insbesondere in Entwicklungsländern. Sie führen Programme zur Prävention von Kinderheirat, Missbrauch und Gewalt durch und fördern Bildungs- und Schutzprogramme.
- National Society for the Prevention of Cruelty to Children (NSPCC): Eine britische Organisation, die sich aktiv gegen Missbrauch und Vernachlässigung von Kindern einsetzt. Sie betreiben Aufklärungskampagnen, bieten Hilfehotlines und spezialisierte Therapieprogramme an.
- ChildFund Alliance: Ein globales Netzwerk, das Kinder vor Gewalt schützt und sich für ihre Rechte stark macht. Es arbeitet in 70 Ländern und bietet Programme zum Schutz vor Ausbeutung, Missbrauch und Vernachlässigung.
Heimkinder
Heimkinder in Deutschland und sogenannte Verdingkinder in der Schweiz waren lange Zeit Opfer von Gewalt, Missbrauch und Vernachlässigung. In beiden Ländern wurden Kinder in staatliche Obhut gegeben oder als Arbeitskräfte an Bauernhöfe vermittelt, wo sie oft harte Arbeit verrichten mussten und schlecht behandelt wurden. In Deutschland betraf dies insbesondere Kinderheime der Nachkriegszeit, wo viele Kinder Misshandlungen durch Erzieher und Betreuungspersonal erlebten. Ähnlich erging es den Verdingkindern in der Schweiz, die bis in die 1980er Jahre in vielen Fällen ausgebeutet und missbraucht wurden. Heute wird dieses Unrecht zunehmend aufgearbeitet, und es gibt Entschädigungs- sowie Aufklärungsinitiativen, um den Betroffenen Gerechtigkeit widerfahren zu lassen und das Bewusstsein für diese dunklen Kapitel der Kinderrechte zu schärfen.

Was kannst du tun
Wenn du den Verdacht hast, dass ein Kind in deiner Umgebung Gewalt ausgesetzt ist, ist es wichtig, schnell und verantwortungsbewusst zu handeln. Hier sind Schritte, die du unternehmen kannst:
- Beobachte genau: Achte auf körperliche Anzeichen von Misshandlung, wie blaue Flecken, Verletzungen oder Verhaltensänderungen wie Rückzug, Angst oder Aggressivität.
- Sprich mit dem Kind: Zeige dem Kind, dass du für es da bist und frage behutsam nach, ob alles in Ordnung ist. Vermeide jedoch, es zu drängen oder unter Druck zu setzen.
- Vertraue deinem Bauchgefühl: Wenn du Zweifel oder Sorgen hast, nimm sie ernst, auch wenn du dir nicht sicher bist.
- Wende dich an Fachleute: Kontaktiere eine Beratungsstelle, den Kinderschutzbund oder eine andere Hilfsorganisation, die in solchen Fällen professionelle Unterstützung bieten kann.
- Informiere die Behörden: Wenn die Situation ernst ist, melde den Verdacht bei Jugendämtern oder der Polizei, um das Kind zu schützen.
- Dokumentiere Auffälligkeiten: Notiere dir konkrete Vorfälle, die dir aufgefallen sind, wie Verletzungen oder ungewöhnliches Verhalten. Diese Informationen können später wichtig sein, wenn Fachkräfte oder Behörden eingreifen.
- Sprich mit anderen Vertrauenspersonen: Wenn du dir unsicher bist, ob deine Beobachtungen richtig sind, kannst du dich mit anderen Vertrauenspersonen des Kindes (Lehrer, Nachbarn, Familienmitglieder) austauschen, ohne das Kind bloßzustellen.
- Vermeide Konfrontation mit dem Täter: Falls du den Verdacht hast, wer die gewalttätige Person sein könnte, stelle diese Person nicht direkt zur Rede. Das könnte die Situation verschärfen oder das Kind in Gefahr bringen.
- Biete dem Kind einen sicheren Ort: Zeige dem Kind, dass du eine vertrauenswürdige Anlaufstelle bist, und schaffe Gelegenheiten, in denen es sich sicher fühlt, um mit dir über seine Situation zu sprechen.
- Hole dir Unterstützung: Es kann emotional belastend sein, mit so einer Situation umzugehen. Suche selbst Unterstützung, z.B. durch Fachkräfte oder Organisationen, die auf Kinderschutz spezialisiert sind, um besser vorbereitet zu sein.
- Langfristig Unterstützung anbieten: Auch nach der Meldung oder dem Eingreifen von Behörden ist es wichtig, das Kind weiterhin zu unterstützen und ihm zu zeigen, dass es auf Hilfe zählen kann.
Kontaktnummern
- Polizei: In dringenden Fällen oder bei akuter Gefahr kann man sofort die 110 wählen.
- Nummer gegen Kummer: Das Elterntelefon ist unter 0800 111 0550 erreichbar und bietet Beratung und Unterstützung für Eltern.
- Das Jugendamt: Jedes örtliche Jugendamt kann kontaktiert werden, wenn ein Verdacht auf Kindesmisshandlung besteht.
- Kinder- und Jugendtelefon: Kinder und Jugendliche können sich selbst unter 116 111 anonym beraten lassen.
Das Wichtigste ist, dass du das Wohl des Kindes im Blick behältst und nicht zögerst, Hilfe zu holen, wenn du glaubst, dass es in Gefahr ist.
Für die Zukunft wünschen wir uns eine Welt, in der kein Kind mehr Formen von Gewalt ausgesetzt ist. Jedes Kind hat das Recht auf eine unbeschwerte, sichere und liebevolle Kindheit. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen wir als Gesellschaft Verantwortung übernehmen und gemeinsam handeln. Jeder Mensch, ob Elternteil, Nachbar oder Lehrer, trägt eine Mitverantwortung für das Wohl der Kinder in seinem Umfeld. Nur durch Zusammenhalt, Aufmerksamkeit und aktives Engagement können wir dazu beitragen, dass Kinder in einer friedlichen und schützenden Umgebung aufwachsen. Es ist unsere gemeinsame Aufgabe, die Rechte von Kindern zu verteidigen, Gewalt zu verhindern und eine Zukunft zu schaffen, in der jedes Kind die Möglichkeit hat, sicher und glücklich zu leben.
Autorin: Jasmin, 11.10.24 - Artikel lizenziert unter CC BY-NC-ND 4.0
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