ADS / Hyperaktivität bei Kindern

Ratgeber zu ➡️ ADS/ Hyperaktivität bei Kindern
Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom (ADS) und Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) sind neurologische Entwicklungsstörungen, die sich durch Konzentrationsprobleme, Impulsivität und in vielen Fällen Hyperaktivität äußern. Während ADS oft mit Unaufmerksamkeit ohne ausgeprägte körperliche Unruhe einhergeht, kennzeichnet ADHS Kinder, die zusätzlich hyperaktiv und impulsiv sind. Die Störung kann sich bereits im frühen Kindesalter bemerkbar machen und beeinflusst das Lernen, das Sozialverhalten und den Alltag der Betroffenen. Oft wird ADHS erst in der Schule auffällig, wenn Kinder Schwierigkeiten haben, Anweisungen zu folgen oder sich über längere Zeit auf eine Aufgabe zu konzentrieren.
Die weltweite Häufigkeit der ADHS unter Kindern und Jugendlichen wird (laut Wikipedia) mit 5,3 % beziffert. Die Häufigkeit von ADHS in Deutschland liegt bei 4,4 %. Sie gilt heute als häufigste psychiatrische Erkrankung bei Kindern und Jugendlichen. Jungen werden merklich häufiger diagnostiziert als Mädchen. Verlaufsstudien haben gezeigt, dass bei 40 bis 80 % der diagnostizierten Kinder die Störung auch in der Adoleszenz fortbesteht. Im Erwachsenenalter schließlich ist in einem Drittel der Fälle noch eine beeinträchtigende ADHS-Symptomatik nachweisbar.
Die Diagnose kann herausfordernd sein, da Kinder je nach Umgebung unterschiedliche Verhaltensweisen zeigen. ADHS ist keine einfache Erziehungsfrage, sondern eine komplexe neurologische Besonderheit, die eine angepasste Unterstützung erfordert. Viele Betroffene profitieren von individuellen Fördermaßnahmen, die ihnen helfen, ihre Stärken zu nutzen und alltägliche Herausforderungen besser zu bewältigen.
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"ADHS bedeutet nicht, dass das Kind nicht zuhört. Es hört alles – gleichzeitig." – Dr. Edward Hallowell

Ursachen und Risikofaktoren
Die genauen Ursachen von ADS und ADHS sind noch nicht vollständig erforscht, jedoch spielen genetische und neurobiologische Faktoren eine zentrale Rolle. Studien zeigen, dass Kinder mit ADHS oft eine familiäre Vorgeschichte der Störung haben, was auf eine erbliche Komponente hinweist. Zudem sind Unterschiede in der Gehirnstruktur und -funktion nachweisbar, insbesondere im Bereich der Botenstoffe Dopamin und Noradrenalin, die für Aufmerksamkeit und Impulskontrolle verantwortlich sind. Umweltfaktoren können ebenfalls einen Einfluss haben: Stress während der Schwangerschaft, Frühgeburten oder ein niedriges Geburtsgewicht gelten als mögliche Risikofaktoren. Auch Ernährung, Schlafmangel und exzessiver Medienkonsum werden diskutiert, wobei hier die wissenschaftliche Beweislage uneinheitlich ist. Eine Kombination dieser Faktoren kann dazu führen, dass sich ADHS-Symptome verstärken oder abgeschwächt werden, weshalb ein ganzheitlicher Blick auf das Kind wichtig ist. Tipp: Unser Ratgeber Kinder & Ernährung!
ADS Symptome im Kindesalter
Kinder mit ADS oder ADHS zeigen typische Verhaltensweisen, die sich in drei Hauptbereiche unterteilen lassen: Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität. Unaufmerksame Kinder haben Schwierigkeiten, sich über längere Zeit auf eine Aufgabe zu konzentrieren, sind leicht ablenkbar und vergessen oft Dinge. Ihre Gedanken schweifen schnell ab, was sich negativ auf schulische Leistungen auswirken kann. Hyperaktive Kinder hingegen sind ständig in Bewegung, wirken rastlos und haben Schwierigkeiten, ruhig zu sitzen oder sich auf eine einzelne Tätigkeit zu fokussieren. Impulsivität äußert sich in unüberlegtem Handeln, häufigem Unterbrechen anderer oder Problemen, sich an Regeln zu halten. Zusätzlich leiden viele Kinder unter emotionaler Dysregulation, haben Wutausbrüche oder Schwierigkeiten im sozialen Miteinander. Die Symptome variieren stark in ihrer Ausprägung, was die Diagnose oft erschwert. Eine frühzeitige Erkennung kann helfen, gezielt zu unterstützen.

Diagnose und Abgrenzung zu anderen Störungen
Die Diagnose von ADS oder ADHS ist komplex und erfordert eine sorgfältige Beobachtung des Kindes über einen längeren Zeitraum. Sie erfolgt anhand spezifischer Kriterien, wie sie in den Diagnosemanualen DSM-5 oder ICD-10 festgelegt sind. Fachärzte oder Psychologen nutzen dabei standardisierte Fragebögen und Interviews mit Eltern, Lehrern und dem Kind selbst. Wichtig ist die Abgrenzung zu anderen möglichen Ursachen für Unaufmerksamkeit oder Hyperaktivität, wie etwa Hochbegabung, Autismus, Angststörungen oder depressive Symptome. Ein weiterer Faktor ist, dass viele Kinder je nach Umfeld unterschiedlich reagieren – zu Hause können sie sich anders verhalten als in der Schule. Erst wenn Symptome über sechs Monate hinweg in verschiedenen Lebensbereichen auftreten und das Kind dadurch deutlich eingeschränkt wird, spricht man von einer ADHS-Diagnose. Die richtige Einordnung ist essenziell, um eine angemessene Unterstützung einzuleiten und das Kind nicht unnötig zu pathologisieren.
Behandlungsmöglichkeiten von ADS
Die Behandlung von ADS und ADHS ist individuell und hängt von der Schwere der Symptome sowie den Bedürfnissen des Kindes ab. Eine der häufigsten Therapieformen ist die Verhaltenstherapie, bei der das Kind Strategien zur Selbstregulation, Impulskontrolle und besseren Alltagsbewältigung erlernt. Ergänzend kann eine medikamentöse Behandlung mit Stimulanzien wie Ritalin erfolgen, die nachweislich die Konzentrationsfähigkeit verbessern. Allerdings sollten Medikamente immer mit anderen Maßnahmen kombiniert werden.
Eine gesunde Lebensweise mit ausreichend Bewegung, Schlaf und ausgewogener Ernährung kann ebenfalls positive Effekte haben. Zudem sind Schulbegleitung und spezielle Fördermaßnahmen oft hilfreich, um dem Kind den Schulalltag zu erleichtern. Wichtig ist, dass Eltern und Lehrer zusammenarbeiten, um eine unterstützende Umgebung zu schaffen, in der das Kind sein Potenzial entfalten kann. Jeder Betroffene benötigt eine individuell abgestimmte Unterstützung, um mit den Herausforderungen von ADHS gut umzugehen.
Organisationen
Es gibt mehrere Organisationen, die sich mit ADS und ADHS befassen, darunter ADHS Deutschland e.V., die umfassende Informationen, Beratung und Selbsthilfegruppen bietet, sowie die Deutsche Gesellschaft für ADHS (DG-ADHS), die sich auf Forschung und fachliche Aufklärung konzentriert. International ist die Attention Deficit Disorder Association (ADDA) eine wichtige Anlaufstelle für Erwachsene mit ADHS, während CHADD (Children and Adults with Attention-Deficit/Hyperactivity Disorder) in den USA Unterstützung für Betroffene und deren Familien bietet. Auch die WHO und die Europäische Gesellschaft für ADHS (EUNETHYDIS) widmen sich der Forschung und internationalen Vernetzung.

Alltagstipps für Eltern und Lehrer
Eltern und Lehrer spielen eine entscheidende Rolle im Umgang mit Kindern, die ADS oder ADHS haben. Struktur und Routine sind besonders wichtig, da sie Sicherheit und Orientierung bieten. Klare, kurze Anweisungen helfen den Kindern, sich besser zu konzentrieren. Lob und positive Verstärkung sind wirkungsvolle Mittel, um gewünschtes Verhalten zu fördern. Auch visuelle Hilfsmittel wie To-do-Listen oder Zeitpläne können die Selbstorganisation erleichtern. Reizüberflutung, beispielsweise durch laute Umgebungen oder zu viele Aufgaben auf einmal, sollte vermieden werden. Stattdessen helfen gezielte Pausen, um Überforderung zu vermeiden. In der Schule können Nachteilsausgleiche wie verlängerte Arbeitszeiten oder Einzelbetreuung für bessere Lernergebnisse sorgen. Eine offene Kommunikation zwischen Eltern, Lehrern und Therapeuten stellt sicher, dass die Bedürfnisse des Kindes berücksichtigt werden. Mit Geduld und gezielter Unterstützung können Kinder mit ADS oder ADHS lernen, ihre Stärken zu nutzen und Herausforderungen zu meistern.
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ADS als Herausforderung und Chance
ADS und ADHS sind keine einfachen Verhaltensprobleme, sondern neurologische Besonderheiten, die gezielte Unterstützung erfordern. Mit der richtigen Herangehensweise können Kinder ihre Schwierigkeiten bewältigen und ihre besonderen Fähigkeiten entfalten. Viele ADHS-Betroffene sind kreativ, begeisterungsfähig und denken unkonventionell – Eigenschaften, die in der richtigen Umgebung gefördert werden sollten. Eltern, Lehrer und Therapeuten spielen eine Schlüsselrolle, indem sie die Stärken der Kinder erkennen und sie dabei unterstützen, Herausforderungen zu meistern. Anstatt sich nur auf Defizite zu konzentrieren, sollten wir die Chancen in den Blick nehmen: Mit Geduld, Struktur und Verständnis können betroffene Kinder lernen, sich selbst besser zu organisieren und langfristig erfolgreich ihren eigenen Weg zu gehen. ADHS ist nicht nur eine Herausforderung, sondern auch eine Chance, einzigartige Talente zu entdecken und zu fördern.
Autorin: Jasmin, 11.02.25 - Artikel lizenziert unter CC BY-NC-ND 4.0
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