Sexuelle Belästigung

Mann belästigt Frau bei der Arbeit
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Ratgeber zu ➡️ sexueller Belästigung

Sexuelle Belästigung ist ein schwerwiegendes gesellschaftliches Problem, das weit verbreitet ist. Es zeigt sich in verschiedenen Formen, von verbalen Übergriffen bis hin zu unerwünschten physischen Annäherungen, und betrifft Menschen aller Geschlechter und Altersgruppen – meist jedoch Frauen

Sexuelle Belästigung hat oft auch rassistische Motive, wobei Frauen aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit zusätzlich diskriminiert werden. Auch lesbische Frauen sind besonders gefährdet, da sie nicht nur sexistische, sondern auch homophobe Übergriffe erleben.

Trotz verstärkter Aufklärungs- und Präventionsbemühungen bleibt sexuelle Belästigung eine alltägliche Realität, die oft tiefgreifende psychologische und soziale Auswirkungen auf die Betroffenen hat. Das Bewusstsein für die Problematik ist gestiegen, und es gibt mehr rechtliche Rahmenbedingungen sowie Unterstützungsmöglichkeiten für Opfer. Dennoch sind kulturelle Veränderungen notwendig, um ein Umfeld zu schaffen, in dem Respekt und Gleichberechtigung im Vordergrund stehen und sexuelle Belästigung keinen Platz mehr findet.

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Mädchen wird angerempelt, Bücher fallen runter
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Wo werden Frauen belästigt

Frauen erleben sexuelle Belästigung häufig an verschiedenen Orten im öffentlichen Raum, darunter:

  1. Öffentliche Verkehrsmittel: In Bussen, Bahnen oder U-Bahnen kommt es oft zu unerwünschten Berührungen, anzüglichen Kommentaren oder aufdringlichem Starren.
  2. Straßen und Parks: Beim Spaziergang oder Joggen in Parks und auf Straßen sind Frauen häufig verbalen Belästigungen wie Pfiffen, anzüglichen Bemerkungen oder unangemessenem Verhalten ausgesetzt.
  3. Arbeitsplatz: Auch in beruflichen Umgebungen, wie Büros, Geschäften oder auf Baustellen, erleben Frauen häufig sexistische Kommentare, unangemessene Annäherungen oder Machtmissbrauch durch Kollegen oder Vorgesetzte.
  4. Nachtleben: In Bars, Clubs oder auf Konzerten sind Frauen häufig Belästigungen durch Fremde ausgesetzt, sei es durch ungewollte Berührungen, Kommentare oder aufdringliches Verhalten.
  5. Sportstätten: Frauen, die in Fitnessstudios, Schwimmbädern oder Sportplätzen trainieren, berichten oft von unangemessenen Blicken, Kommentaren oder Annäherungsversuchen.
  6. Bildungsinstitutionen: In Schulen, Universitäten oder anderen Bildungseinrichtungen erleben Frauen sexuelle Belästigung durch Mitschüler, Lehrer oder Professoren, sei es in Form von sexistischen Bemerkungen oder unangemessenem Verhalten.
  7. Einkaufszentren und Supermärkte: Auch beim Einkaufen werden Frauen häufig von Fremden angesprochen, gestalkt oder verbal belästigt.
  8. Öffentliche Veranstaltungen: Auf Festivals, Märkten, Konzerten oder Demonstrationen kommt es häufig zu unerwünschten Berührungen, Kommentaren oder übergriffigem Verhalten.
  9. Soziale Medien und Online-Plattformen: Im digitalen Raum werden Frauen oft durch unerwünschte Nachrichten, sexuelle Belästigungen oder Cyberstalking belästigt.
  10. Religiöse oder kulturelle Einrichtungen: Selbst in Orten, die als Schutzräume gelten sollten, wie Kirchen, Moscheen oder kulturellen Versammlungen, erleben Frauen gelegentlich unangemessene Annäherungen oder verbale Übergriffe.

     

Grafik sexuelle Belästigung
Hilfetelefon

Zahlen & Fakten

Sexuelle Belästigung ist in Deutschland ein weit verbreitetes Problem. Statistiken zeigen, dass jede dritte Frau in Deutschland von sexueller oder körperlicher Gewalt betroffen ist. Dies entspricht etwa 12 Millionen Frauen. Besonders alarmierend ist, dass 25 % der Frauen diese Gewalt sogar in der Partnerschaft erleben. 

Laut einer Studie des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) haben 58 % der Frauen bereits sexuelle Belästigung erfahren, sei es verbal, physisch oder durch unerwünschte sexuelle Annäherungen. Ein weiteres beunruhigendes Faktum ist, dass nur etwa 5 % der Frauen, die sexuelle Gewalt erlebt haben, dies der Polizei melden. Diese Zahlen verdeutlichen, dass sexuelle Belästigung ein ernstes gesellschaftliches Problem darstellt, das dringend angegangen werden muss.

Was sagt die Polizei-Statistik

In der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) werden alle Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung in Deutschland als Sexualdelikte erfasst. Diese Delikte nehmen seit Jahren stetig zu und erreichten 2023 mit etwa 126.000 Fällen einen neuen Höchststand. Es ist jedoch wichtig zu berücksichtigen, dass die gemeldeten Zahlen auch durch das Anzeigeverhalten der Bevölkerung beeinflusst werden. Neben dem sogenannten „Hellfeld“ der erfassten Taten existiert ein „Dunkelfeld“ nicht gemeldeter Vorfälle. Die Zahl der polizeilich erfassten Opfer von Sexualstraftaten stieg 2023 ebenfalls auf rund 40.700. Besonders gefährdet sind hierbei jugendliche und junge Frauen. In den meisten Fällen besteht keine oder nur eine informelle Beziehung zwischen Opfer und Täter.

 

Frau tröstet andere Frau
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Was kannst du tun

 

  1. Sofortige Reaktion: Mach klar, dass das Verhalten unerwünscht ist. Sag deutlich „Nein“, „Hör auf“ oder „Lass mich in Ruhe“. Oft kann eine klare Ansage den Täter abschrecken.
  2. Öffentlichkeit suchen: Versuch, dich in die Nähe anderer Menschen zu begeben. Sprich Umstehende an und bitte um Hilfe. Viele Menschen werden dich unterstützen, wenn sie wissen, dass jemand in Not ist.
  3. Selbstschutzmaßnahmen: Falls möglich, entferne dich aus der Situation. Such einen sicheren Ort auf, wie ein Geschäft, ein Café oder eine belebte Straße.
  4. Dokumentieren: Versuch, Details des Vorfalls festzuhalten, wie das Aussehen des Täters, Ort und Zeit. Wenn möglich, mach Fotos oder Videos. Diese können später als Beweis dienen.
  5. Notruf: Wenn du dich bedroht fühlst, zögere nicht, die Polizei zu rufen. In vielen Ländern gibt es auch spezielle Notfallnummern für Opfer von Gewalt. Zum Beispiel die 0800 22 55 530 (kostenfrei und anonym).
  6. Zeugen einbeziehen: Bitte Anwesende, als Zeugen aufzutreten. Das kann hilfreich sein, wenn der Vorfall später gemeldet wird.
  7. Sich wehren: Wenn die Situation eskaliert und körperliche Gefahr besteht, setz dich zur Wehr, wenn du dich dazu in der Lage fühlst. Das kann helfen, den Angreifer abzuschrecken und Zeit zu gewinnen, um zu fliehen.
  8. Hilfe nach dem Vorfall: Such Unterstützung bei Freunden, Familie oder spezialisierten Beratungsstellen. Es ist wichtig, über das Erlebte zu sprechen und sich gegebenenfalls psychologische Unterstützung zu holen.
  9. Anzeige erstatten: Überleg dir, den Vorfall bei der Polizei anzuzeigen, auch wenn es schwerfällt. Jede Meldung kann dazu beitragen, Täter zur Rechenschaft zu ziehen und zukünftige Vorfälle zu verhindern.
  10. Zivilcourage zeigen: Wenn du Zeuge eines Vorfalls wirst, sei mutig und greife ein. Du kannst mit deinem Handy filmen, Mitmenschen ansprechen oder die Polizei rufen. Deine Unterstützung kann entscheidend sein.

     

Opfertelefon Weißer Ring
Weißer Ring

Frauenhäuser und -beratungsstellen

  1. Weißer Ring: Eine deutsche Opferhilfeorganisation, die Unterstützung für Menschen bietet, die Opfer von Kriminalität und Gewalt geworden sind. Sie bieten Beratung, Unterstützung bei der Strafverfolgung und finanzielle Hilfe.
  2. Frauenhäuser und Frauenberatungsstellen: Diese Einrichtungen bieten Frauen, die Opfer von Gewalt geworden sind, Zuflucht und Beratung. Sie bieten auch rechtliche Beratung und Unterstützung bei der Verarbeitung traumatischer Erlebnisse.
  3. #MeToo Bewegung: Eine globale Bewegung, die sich gegen sexuelle Belästigung und sexuelle Übergriffe richtet. Sie bietet eine Plattform für Opfer, ihre Geschichten zu teilen und Unterstützung zu finden.
  4. Terre des Femmes: Eine deutsche Menschenrechtsorganisation für Frauen, die sich gegen Gewalt an Frauen und Mädchen einsetzt. Sie bieten Informationsmaterial, Beratungen und setzen sich politisch für Frauenrechte ein.
  5. Bundesverband Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe (bff): Dieser Verband vereint verschiedene Frauenberatungsstellen in Deutschland und bietet umfassende Unterstützung, von Beratung bis zur Begleitung durch rechtliche Prozesse.
  6. Hilfeportal Sexueller Missbrauch: Ein deutsches Portal, das vom Bundesfamilienministerium unterstützt wird. Es bietet Informationen und Anlaufstellen für Menschen, die von sexuellem Missbrauch betroffen sind.
  7. UN Women: Eine globale Organisation, die sich für die Gleichstellung der Geschlechter und die Beseitigung von Gewalt gegen Frauen einsetzt. Sie fördern Gesetze, Programme und Initiativen zur Bekämpfung von sexueller Belästigung und Gewalt.
  8. RAINN (Rape, Abuse & Incest National Network): Die größte US-amerikanische Organisation gegen sexuelle Gewalt, die eine nationale Hotline und Online-Hilfe bietet. Sie setzt sich auch für Gesetzesänderungen und die Unterstützung von Opfern ein.
  9. Plan International: Eine weltweit tätige Organisation, die sich für die Rechte von Kindern, insbesondere von Mädchen, einsetzt und Programme zur Prävention von sexueller Gewalt und zur Unterstützung von Opfern durchführt.

Diese Organisationen bieten Unterstützung, Beratung und Schutz für Opfer und setzen sich politisch und gesellschaftlich für die Bekämpfung von sexueller Belästigung und Gewalt ein.

Wir wünschen uns eine Zukunft, in der sexuelle Belästigung deutlich seltener vorkommt und Respekt im Umgang miteinander selbstverständlich ist. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung ist es, bereits den Kindern Werte wie Gleichberechtigung und Achtung vor anderen Menschen vorzuleben und zu vermitteln. Durch Vorbilder und eine bewusste Erziehung können Kinder lernen, dass niemand das Recht hat, die Grenzen anderer zu überschreiten. Schulen und Eltern sollten gemeinsam daran arbeiten, das Bewusstsein für die Bedeutung von Herzensbildung und Empathie zu stärken. Nur durch eine Kultur des Respekts und der Verantwortung, die von klein auf gefördert wird, können wir eine Gesellschaft schaffen, in der sexuelle Belästigung keinen Platz mehr hat.

Autorin: Jasmin, 14.08.24 - Artikel lizenziert unter CC BY-NC-ND 4.0

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