Team HC Strache

Wofür steht das ➡️ Team HC Strache? - Eine Analyse
Am 27. April wählt Wien einen neuen Landtag und Gemeinderat – mit dabei ist zum zweiten Mal auch das Team HC Strache. Die vergleichsweise junge Partei wurde im Dezember 2019 von drei ehemaligen Wiener FPÖ-Abgeordneten gegründet und trat zunächst unter dem Namen „Die Allianz für Österreich“ (DAÖ) auf. Im Mai 2020 übernahm Heinz-Christian Strache, der frühere FPÖ-Chef und Vizekanzler Österreichs, die Parteiführung, woraufhin man sich in „Team HC Strache – Allianz für Österreich“ umbenannte. Strache hatte im Mai 2019 infolge des Ibiza-Skandals all seine politischen Ämter niederlegen müssen und wurde im Dezember desselben Jahres aus der FPÖ ausgeschlossen. Mit der eigenen Liste versucht er nun, seine politische Karriere neu zu beleben.
Bei den Wien-Wahlen 2020 trat die Partei erstmals an und erreichte 3,3 % der Stimmen. Damit scheiterte sie an der Fünf-Prozent-Hürde, die notwendig gewesen wäre, um in den Wiener Gemeinderat einzuziehen. Allerdings gelang es der Partei, in einigen Wiener Bezirken Bezirksräte zu stellen: In Floridsdorf, Donaustadt und Favoriten – Bezirke mit starker FPÖ- und Strache-Basis – konnten einzelne Mandate erreicht werden.
Man verstand sich von Beginn an als Plattform für enttäuschte FPÖ-Wähler und versuchte, klassische freiheitliche Themen wie Migration, Sicherheit, soziale Gerechtigkeit für Inländer sowie patriotische Identitätspolitik in den Mittelpunkt zu stellen. Strache positionierte sich damit als „das wahre Original“, während er seine frühere Partei als zu angepasst und unzuverlässig kritisierte. Die FPÖ habe mit ihm „Kopf, Herz und Seele verloren“. In der FPÖ reagierte man mit Gegenkritik und Distanzierung. Der Wiener FPÖ-Spitzenkandidat Dominik Nepp sprach davon, dass Strache in einer „noch nie dagewesenen Art und Weise all jene freiwilligen Unterstützer, Mitglieder und Funktionäre der FPÖ verhöhnt“ habe.
Personell war und ist die Partei stark auf Heinz-Christian Strache selbst zugeschnitten. Es fehlt an einer breiteren Führungsschicht oder bekannten Köpfen. Zu den wichtigsten Mitstreitern zählt etwa Karl Baron, ehemaliger FPÖ-Nationalratsabgeordneter, und einige Ex-FPÖ-Funktionäre, die ebenfalls im Zuge des Ibiza-Skandals oder innerparteilicher Auseinandersetzungen in Ungnade gefallen waren. Die Abhängigkeit von Straches Person führte jedoch dazu, dass die Partei außerhalb seines Namens kaum wahrnehmbar war.

Ein gravierendes Problem ist zudem die Glaubwürdigkeit von Strache. Auch nach Ibiza wurde er in weitere Skandale verwickelt – so wurde er beschuldigt, rund 580.000 Euro für private Ausgaben über die Wiener FPÖ abgerechnet zu haben. Zudem war er im „Casinos Austria“-Skandal verwickelt. Strache und andere FPÖ-Politiker sollen sich dafür eingesetzt haben, dass FPÖ-nahe Personen Vorstandsposten bei den Casinos Austria erhalten. Im Gegenzug soll die FPÖ politische Unterstützung für Gesetzesänderungen zugesichert haben. In einem anderen Fall wurde Strache 2021 wegen Bestechlichkeit zu 15 Monaten bedingter Haft verurteilt – später wurde das Urteil revidiert.
Aktuelle Umfragen zur Wien-Wahl 2025 sehen die Partei bei 2 %, also weiterhin weit von einem Wiedereinzug in den Wiener Landtag entfernt. Das Team HC Strache ist aktuell eine Ein-Personen-Bewegung, die stark von seiner politischen Strahlkraft abhängt.
Wer ist HC Strache?
Heinz-Christian Straches politische Karriere begann in den 1990er-Jahren in der FPÖ unter Jörg Haider. Schon früh fiel er mit nationalistischen und migrationskritischen Positionen auf, die sich später noch radikalisierten. 2004 übernahm Strache die Wiener FPÖ, 2005 nach dem Zerfall der Partei auch die Bundesführung. Unter seiner Leitung setzte die FPÖ verstärkt auf Themen wie ethnische Identität, Abschottung gegenüber Migranten und Islamfeindlichkeit.
Bereits früh wurden Straches Verbindungen zur extremen Rechten bekannt: In den 80er-Jahren bewegte er sich im Umfeld der verbotenen neonazistischen Wiking-Jugend, Fotos zeigen ihn bei paramilitärischen Übungen. Während seiner Zeit als FPÖ-Chef sorgte er immer wieder für Skandale – etwa mit migrationsfeindlichen Wahlplakaten 2009 oder antisemitischen Karikaturen auf Social Media 2012. Er öffnete die Partei gezielt für rechtsextreme Burschenschafter-Netzwerke, die bis heute großen Einfluss haben.
Seinen Höhepunkt erreichte Strache 2017, als er die Bundes-FPÖ auf 26 % führte und Vizekanzler in der ÖVP-FPÖ-Koalition wurde. Doch 2019 brachte das Ibiza-Video seinen dramatischen Absturz: Darin stellte er einer angeblichen Oligarchin staatliche Aufträge für Wahlkampfhilfe in Aussicht, zeigte sich offen für Medienkontrolle und Korruption. Der Skandal zerstörte damals seine Karriere in der FPÖ und führte zum Bruch der Regierung.

Was fordert das Team HC Strache in Wien?
Das Team HC Strache tritt bei der Wien-Wahl 2025 mit einer klaren, stark auf Sicherheit, Soziales und Identitätspolitik fokussierten Kampagne an – ein ausformuliertes Wahlprogramm gibt es bislang nicht. Im Zentrum ihrer Forderungen steht eine umfassende Sicherheits- und Polizeioffensive. Angesichts einer von ihnen konstatierten Zunahme an Kriminalität fordern sie eine deutliche Aufstockung der Polizei in Wien. 500 neue Stellen sollen geschaffen werden. Begründet wird dies mit der "gestiegenen Bandenkriminalität" und "mehr und mehr radikalisierten Moslems".
Im Bereich der sozialen Gerechtigkeit fordert das Team HC Strache eine Bevorzugung österreichischer Staatsbürger bei Sozialleistungen und bei der Vergabe von Gemeindewohnungen. Konkret sollen EU-Bürger erst nach fünf Jahren durchgehender Arbeit in Österreich Zugang zu diesen Leistungen erhalten, während Drittstaatsangehörige generell keinen Anspruch haben sollen. Diese Maßnahme soll laut Partei dazu beitragen, die finanzielle Belastung des Sozialsystems zu reduzieren und den Fokus auf "unsere Leute" zu legen.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf Bildung und Integration. Die Partei fordert verpflichtende Deutschkurse für alle Zuwanderer und möchte Deutsch als verbindliche Pausensprache an allen Schulen durchsetzen, um die Integration zu verbessern. Österreichische Kinder seien bereits eine "Minderheit im heimischen Schulsystem". Auch das Schulsystem selbst soll reformiert werden: Man spricht sich für die Rückkehr zu einem differenzierten Modell aus – mit klarer Trennung zwischen Gymnasien und Hauptschulen – und fordert die Abschaffung der derzeit bestehenden Zentralmatura.
Besonders deutlich positioniert sich das Team HC Strache im Bereich der Bekämpfung des politischen Islams. In diesem Zusammenhang wird auch vor dem in rechten Kreisen beliebten Narrativ vom "schleichenden Austausch der Bevölkerung" gewarnt. Man möchte Österreich vor "jeglicher Zuwanderung aus islamischen und kulturfremden Herkunftsländern" schützen. Integration sieht man als Bringschuld; die "heimische Kultur, Identität und Traditionen" gelte es zu verteidigen.
Man fordert eine "Entpolitisierung der Umweltdebatte" und spricht sich für heimische Lebensmittelversorgung und eine klare Herkunftskennzeichnung für tierische Produkte aus. Bei der Energieversorgung fordert man eine Umstellung auf heimische, erneuerbare Ressourcen. Dahingehend verlangt man auch ein "modernes Gesetz für erneuerbare Energien". Beim Klimaschutz will man "Fakten statt Angstmache" und verweist auf die "CO₂-Hysterie".
In Fragen der Demokratie und Meinungsfreiheit tritt die Partei für eine Stärkung der direkten Demokratie ein. Bürger sollen häufiger über wesentliche politische Fragen abstimmen können, ähnlich wie es in der Schweiz praktiziert wird. Zugleich lehnt die Partei jede Form von politischer Zensur ab und fordert, dass das Wahlrecht ausschließlich österreichischen Staatsbürgern vorbehalten bleibt – auch auf kommunaler Ebene. Andererseits spricht man sich gegen einen "Überwachungsstaat sowie Kontroll- und Zwangsmaßnahmen" aus und nennt dabei explizit "Zwangsimpfungen" als Beispiel.

Welche Chance hat das Team HC Strache?
Das Team HC Strache setzt stark auf rechte Kernthemen wie Migration, Sicherheit und den „Schutz der Wiener Identität“. Neben den markigen Schlagworten fehlen allerdings konkrete politische Konzepte oder zukunftsgerichtete Lösungsansätze weitgehend. An seiner alten Partei kritisierte Strache deren „Anbiederung an den politischen Islam“ durch einen Besuch beim Moscheenverband Atib. Den freiheitlichen Spitzenkandidaten Nepp bezeichnet er als seinen „Lehrbub“, sich selbst hingegen als „das Original“.
Er betonte allerdings auch, dass er nicht gegen die Freiheitlichen antrete, sondern vor allem gegen die „rote Allmacht“. Die rot-pinke Regierung hätte die Stadt „an die Wand gefahren“. Geflüchtete würden Geld „fürs Nichtstun“ bekommen, an den Schulen gäbe es eine „katastrophale Entwicklung“ bezüglich der Integration, und durch die „Bandenbildung“ bräuchte man in manchen Bezirken bereits eine Schutzweste.
Ähnlich populistisch wird im Wahlkampf auch von Seiten der FPÖ und ÖVP gewettert. Gegenüber den rechten Mitbewerbern hat das Team HC Strache bisher wenig klar unterscheidbare Positionen angeboten. Der politische Comeback-Versuch Straches blieb bislang weitgehend wirkungslos; selbst ehemalige Unterstützer aus dem rechten Lager halten inzwischen Abstand. Als Strache 2021 öffentlich den Wunsch äußerte, wieder der FPÖ beizutreten, wurde dies von Nepp und dem aktuellen Bundesobmann Herbert Kickl entschieden zurückgewiesen.
Zudem fehlt dem Team HC Strache eine breitere Parteistruktur sowie nennenswerte mediale Reichweite, um sich wirkungsvoll in den Wahlkampf einzubringen. Mediale Aufmerksamkeit erregte er zuletzt eher unfreiwillig: etwa indem er eine Pensionistin wegen eines auf Facebook geteilten Artikels über seine Eheprobleme verklagte oder durch eine Wiener Satire-Gruppe, die „Strache“-Wahlplakate in NS-Aufmachung verbreitete. Und so droht dem Team HC Strache eine erneute Marginalisierung.
Ergebnis der Bezirksvertretungswahl 2025 - 1 Sitz in Floridsdorf mit 1,7% und 1 Sitz in Donaustadt mit 1,6%
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Datum: 10.04.25, Update: 29.04.25, lizenziert unter CC BY-SA 4.0
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